Dille, das Gold des kleinen Mannes

(c) Teresa Z�
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Heute schreibe ich zum letzten Mal für „Die Presse“; dies ist die letzte Kolumne, welche ich mir unter größten Anstrengungen abringe.

Heute schreibe ich zum letzten Mal für „Die Presse“; dies ist die letzte Kolumne, welche ich mir unter größten Anstrengungen abringe. Ich habe nämlich ein Metier entdeckt, das deutlich bessere Zukunftsaussichten verspricht als die Anfertigung mehr oder weniger amüsanter Texte. Mein Geschäftsplan ist so weit fortgeschritten, dass ich ihn ruhigen Gewissens offenbaren kann: Ich werde Dille-Importeur für den Benelux-Raum, Schwerpunkt Brüssel.

Denn während man hier die Miesmuscheln an jeder Straßenecke nachgeworfen bekommt, bei jedem noch so kleinen Sonntagsmarkt Austern schlürfen kann und die Brüsseler Straßen ihre weltbekannte Sauberkeit dem Umstand verdanken, dass sie täglich mit Champagner gespült werden, ist Dille eine Mangelware. „Tut mir leid, haben wir nicht, wird in der Sonne zu schnell kaputt“, bedauert unsere Gemüseverkäuferin achselzuckend. Welche Sonne, will man da einwerfen, aber es hat ja doch keinen Sinn. Der Belgier kocht wie ein Gott. Die Dille aber ist dieses lukullischen Paradieses verwiesen.

Beinahe zumindest. Im Supermarkt fand ich sie neulich dann doch, eingeschweißt in Plastik, 20 Gramm zum Preis von 1,45 Euro. Hochgerechnet macht das einen Kilopreis von 72,50 Euro.

72,50 Euro für einen Kilo Dille: Im Garten der Eltern meiner Freundin wuchert der „koper“ wie Unkraut. Wir haben das durchgerechnet: Wenn wir dreimal pro Woche die Tour Brüssel-Maków Mazowiecki-Brüssel machen und den alten Peugeot mit 50 Kilo Dille vollstopfen, kommen wir selbst nach Abzug der Tankkosten locker auf das Gehalt eines „Profil“-Herausgebers. Ach was: Raiffeisen-Generalanwälte werden uns Dille-Mogule neidisch begaffen!

Irgendwann kommen wir dann nach Österreich zurück und gründen eine Partei. Oder kaufen einen Fußballklub. Denn wo Dille, da ein Wille.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2012)

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