2012: Ein Hund, ein Sprung und ein paar Körperteile

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Das alte Jahr ist fast vorbei, und aus patriotischer Sicht bleiben vor allem drei erstaunliche Ereignisse in Erinnerung.

Das alte Jahr ist fast vorbei, und aus patriotischer Sicht bleiben vor allem drei erstaunliche Ereignisse in Erinnerung, die wahrscheinlich viel über unser Land aussagen: Ein Österreicher ist zwar aus ziemlich imposanter Höhe zurück auf die Erde gesprungen, hat sich aber down to earth durch seltsame Aussagen ein bisschen von seinem Glamour kaputtgemacht. 2012 hat zudem ein Hund den österreichischen Talentwettbewerb im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gewonnen, und ein älterer Onkel ist unverhofft und -gefragt in seine Heimat zurückgekehrt. Inklusive hochinteressantem Akzent. Dieses von Mr. Schwarzenegger zur Perfektion gebrachte Mischmasch aus englischen Satzstrukturen, deutsch-englischen Wortkreationen und rudimentären Restdeutschkenntnissen überrascht immer wieder. Wieso verlernen fast immer nur Menschen, die eine Zeit lang in englischsprachigen Ländern leben, die deutsche Sprache und fast nie Menschen, die in andere Länder emigrieren? Der Vergleich ist vielleicht ein unfairer, aber: Haben Sie schon einmal Peter Handke oder Michael Haneke reden gehört? Die leben seit Jahren in Frankreich, sprechen aber immer noch fehlerloses, akzentfreies Deutsch ganz ohne französischen „Isch möschte einen Oscár“-Einschlag. (By the way: Ein Haneke-Oscar wäre 2013 schön.)

Nun also 2013. Zum ersten Mal überhaupt hatte ich mir einen guten Vorsatz überlegt: „Move“. „Move“ wie umziehen (ziemlich dringend), „move“ wie mehr Bewegung machen (auch ziemlich dringend) und „move on“ im Sinne von sich weiterentwickeln (schadet nie). Dann aber fuhr ich in der U3 und hörte im besten Wienerisch eine grantige U-Bahn-Fahrerin Folgendes sagen: „Es wird ersucht, vollständig einzusteigen, mit allen Körperteilen und Gepäckstücken.“ Und das, finde ich, ist ein schöner Vorsatz für 2013. Und überhaupt. In diesem Sinne: Ein möglichst vollständiges neues Jahr!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2012)

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