Heute feiern wir den "World Unwanted Body Touch Day"

Kevin Zaborney hatte eine Idee.

Kevin Zaborney hatte eine Idee. Da die Menschen im Jänner jahreszeitenbedingt auf einem emotionalen Tiefpunkt waren, rief der amerikanische Pfarrer im Jahr 1986 den „National Hug Day“ ins Leben. Und wie so viele artifizielle Feiertage landete der Spaß irgendwann auch in Europa und geistert seither – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – als „Weltknuddeltag“ durch die Medien. „Knuddeln“– schon allein das Wort reicht aus, um jegliches Wohlgefühl im Keim ersticken zu lassen. Soll dieser Tag hierzulande auch nur annähernd eine Chance auf Akzeptanz haben, müsste es schon „kuscheln“ heißen.

Aber es scheitert nicht nur an der Wortwahl – denn Umarmen ist schließlich mit Körperkontakt verbunden. Und der ist im öffentlichen Raum maximal eine unangenehme Nebenerscheinung. Schon allein in der U-Bahn vom Oberarm am Nebensitz gestreift zu werden schafft Beklemmung. Der Mittelsitz auf einer Dreierbank im Flugzeug wird zur Doppeloberarmhölle. Und auf einem Stehplatz im 13A hat man ohnehin täglich seinen „World Unwanted Body Touch Day“. Da braucht es nicht am 21.Jänner noch einen Feiertag, an dem man das auch noch absichtlich macht!

„Kuscheln kann helfen, Stress abzubauen, Angst und Furcht zu verringern“, lässt das Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien per Aussendung zum „National Hug Day“ wissen. Es habe dämpfende Wirkung auf den Blutdruck, fördere das Wohlbefinden und die Gedächtnisleistung. Aber, schränken die Experten auch ein, das gelte nur bei Personen, mit denen es ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis gibt. Sonst werde der Körperkontakt als emotionale Belastung empfunden, als Stress. Gut, dafür hätte es kein Medizinstudium gebraucht. Aber die Conclusio ist eindeutig: Dieser seltsame Brauch aus Amerika wird sich bei uns sicher nie durchsetzen. Genauso wenig wie dieses Halloween...

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2013)

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