Warum muss Kärnten immer wunderschön sein?

THEMENBILD / WAHLEN IN KAeRNTEN / LAeNDERPORTRAeT: LINDWURM
THEMENBILD / WAHLEN IN KAeRNTEN / LAeNDERPORTRAeT: LINDWURMAPA/GERT EGGENBERGER
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Kärntner haben eine sprachliche Eigenheit. Wann immer sie von ihrem Bundesland – oder einem Teil davon – sprechen, muss davor ein „schön“ oder sogar ein „wunderschön“ stehen.

Kärntner haben eine sprachliche Eigenheit. Wann immer sie von ihrem Bundesland – oder einem Teil davon – sprechen, muss davor ein „schön“ oder sogar ein „wunderschön“ stehen. Nun ist schon klar, dass Österreichs südlichstes Bundesland teils spektakuläre Berge, Seen und Sehenswürdigkeiten hat. Doch ist es wirklich notwendig, das in jedem Satz extra betonen zu müssen? Und nein, das betrifft nicht nur Politiker – auch sonst unauffällige und über regionalpatriotische Gefühle erhabene Zeitgenossen kommen nicht ohne das behübschende Adjektiv aus, sobald das Gespräch auf das „schöne Millstättertal“, das „bezaubernde St. Michael an der Gurk“ oder ganz generell auf das „wunderschöne Kärnten“ kommt. Warum machen sie das? Warum reicht nicht einfach der Ortsname? In anderen, ebenfalls zum Teil ganz reizenden Teilen des Landes geht es ja auch ohne. Gut, vermutlich haben die Kärntner heute, am Tag nach der Landtagswahl, ohnehin andere Sorgen als diese Frage, aber sie musste halt einfach einmal gestellt werden.

Damit kein Missverständnis aufkommt, das hat nichts mit Kärnten-Bashing zu tun, es interessiert mich wirklich! Abgesehen davon gibt es eine ähnliche sprachliche Unsitte auch in anderen Bundesländern – wenn auch abseits regionaler Selbstbewunderung. Meist taucht sie in eine Frage verpackt auf. Wenn sich etwa jemand erkundigt, was denn zu Mittag auf dem Tisch stehen wird: „Was gibt's denn Gutes?“ Nun, Schnitzel, vermutlich, aber wer sagt, dass sie gut sind? (Umgekehrt sollte man aber auch sanktionieren, wenn man auf die Frage, was es gibt, die Antwort „etwas Gutes“ bekommt.) Oder auch: „Was liest du denn Schönes?“ Diese Frage ist nicht viel besser – denn meist ist es einfach nur ein schlechter Roman, durch den man sich aus Pflichtbewusstsein bis zum Ende quält. Man kann ja nicht die ganze Zeit nur in Reiseführern blättern, etwa über das schöne Kärnten...

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2013)

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