Baileys schmeckt besser als aus der Flasche

Baileys schmeckt besser Flasche
Baileys schmeckt besser FlascheReuters
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Dass ein Getränk je nachdem, ob es aus Dose, Plastik- oder Glasflasche getrunken wird, anders schmeckt, darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Dass ein Getränk je nachdem, ob es aus Dose, Plastik- oder Glasflasche getrunken wird, anders schmeckt, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Offenbar spielt aber auch die Form des jeweiligen Behältnisses eine Rolle. Nicht anders lässt sich erklären, warum der irische Cremelikör Baileys seit einiger Zeit nicht mehr in der charakteristisch klobigen Flasche mit tiefem Schwerpunkt feilgeboten wird, sondern einem Redesign unterzogen wurde. „Die elegant gestreckte Form transportiert das moderne und feminine Stilgefühl der Marke optisch nun noch besser“, ist dazu in einer Aussendung zu lesen. Schon möglich, dass das alte Design von den Proportionen her eher Venus von Willendorf war als Kate Moss, doch ob sich der süße Likör aus der schlanken Flasche deswegen weniger auf die Hüften schlägt, was das „feminine Stilgefühl“ vermutlich zu suggerieren versucht, darf zumindest leise bezweifelt werden.

Ein psychologischer Trick, der allerdings funktioniert. Seit etwa in Getränkeautomaten nicht mehr klobige Cola-Dosen kredenzt werden, sondern sogenannte „sleek cans“ (330 ml, Durchmesser 58 mm, Höhe 146 mm) sich von einer Spirale angetrieben todesmutig in den Abgrund stürzen (übrigens, am besten die Dose dann nicht gleich öffnen, dann geht es nicht über!), fühlt man sich beim Griff zum Cola, als hätte man ein Cola Light in der Hand. Selbst im Manne schlägt das „feminine Stilgefühl“ voller Begeisterung über die schlanke Linie einen Doppelsalto. Und fast neigt man dazu, die Dose so sinnlich mit den Lippen zu umschmeicheln wie zuletzt Miley Cyrus im „Wrecking Ball“-Video ihren Vorschlaghammer liebkost hat.

Doch bei aller psychologischen Begeisterung folgt am Ende doch die nüchterne Erkenntnis: Dass eine schlanke Flaschenform die Kalorien im Gebinde – und in weiterer Folge die Fettschicht um die Hüften – nicht reduziert, darf als bekannt vorausgesetzt werden.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2013)

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