Last (Minute) Christmas

GERMANY CHRISTMAS FAIR
GERMANY CHRISTMAS FAIR(c) EPA (RAINER JENSEN)
  • Drucken

Da hat man es eben geschafft, dem Kind halbwegs plausibel unterzujubeln, warum bei uns das Christkind, in den Kinderbüchern aber vorrangig der Weihnachtsmann die Geschenkebringer-Rolle übernimmt (Sprachregelung: Das Christkind schafft das allein nicht.

Da hat man es eben geschafft, dem Kind halbwegs plausibel unterzujubeln, warum bei uns das Christkind, in den Kinderbüchern aber vorrangig der Weihnachtsmann die Geschenkebringer-Rolle übernimmt (Sprachregelung: Das Christkind schafft das allein nicht. Deswegen hilft der Weihnachtsmann in anderen Ländern aus). Und dann drängt man sich durch die engen, punschgetränkten Spittelberg-Gassen, und wer kommt einem da entgegen? Der Weihnachtsmann himself. Vater perplex, Mutter perplex, Kind perplex.

Man hört sie schon innerlich, die Frage, die das Kind gleich stellen wird. Und da fragt es schon: „Was macht denn der Weihnachtsmann da? Bei uns kommt doch das Christkind.“ Und, natürlich: „Wo hat er die Rentiere gelassen?“ Ja, wo? Um ein wenig Zeit zu gewinnen, kann man zwar das vom Weihnachtsmann überreichte Zuckerl auswickeln und stolz „Das ist eine wirklich gute Frage“ sagen, aber man kommt natürlich nicht aus. Dabei waren schon „Wo wohnt denn das Christkind?“ und „Wie heißt der Nikolaus im Nachnamen? Herr Sack oder Herr Mütze?“ wirklich harte Nüsse.

Sonst darf ich behaupten, in dieser Adventzeit sämtliche in den Bezirken vier bis sieben auf Balkonen angebrachten Weihnachtsbeleuchtungen persönlich gesehen zu haben. Weil das Kind Lichterketten liebt, haben wir in einer ausschweifenden Tour de Innenhöfe diverse Leuchtkörpervariationen begutachtet. Gemeindebauten sind übrigens wesentlich öfter weihnachtlich dekoriert als Altbauten. Natürlich haben wir uns auch so ein Stromfresserteil zugelegt, das zahllose Lichteffekte ungefragt und ohne die Möglichkeit des menschlichen Eingreifens abspielt. Meist blinkt es draußen auf dem Balkon derart hysterisch in sekündlich wechselnden Farben, Großraumdisco nichts dagegen. Besinnlich ist anders, aber das Kind ist zufrieden. Und wenn Sie sich so wie ich dieser Tage für eine Rolle Geschenkspapier gezählte 35 Minuten an einer Kassa anstellen, verfluchen Sie die anderen Leute nicht, die alles immer erst in letzter Sekunde besorgen. Sie sind einer von ihnen. In diesem Sinne: Entspannte Feiertage!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.