Man haut im Jänner nicht auf den Putz

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Und im März ist es zu spät für den Winterschlaf.

Die Welt teilt sich nicht ein in Männer und Frauen. Oder in Jung und Alt. Wirklich große, fundamentale Unterschiede gibt es zwischen denen, die es warm mögen und denen, die es kalt mögen. In der entsprechenden Jahreszeit, wohlgemerkt. Derzeit ist es, zumindest im Osten Österreichs, schon seit Wochen zu warm und zu trocken. Die einen finden das richtig gut. Die anderen fühlen sich um ihren Winter betrogen.

Normalerweise kann man im Jänner über den Lichtmangel jammern und sich einer völlig nachvollziehbaren Melancholie und Müdigkeit hingeben. Im Jänner gibt es meist wenig zu feiern und viel zu zahlen. Die Weihnachtseinkäufe hängen einem noch nach, und schon kommen die Rechnungen für das, was das Jahr erst bringt. Man zieht sich also im Jänner zurück und haut nicht auf den Putz.

Aber nun? Treibt der trügerische Frühling die Menschen völlig zur Unzeit ins pralle Leben. Lässt sie Frühlingsmode kaufen, ehe noch der flauschige Rollkragenpullover einen einzigen Einsatz hatte. Lässt sie voll Tatendrang sein, als ob so etwas wie ein Winterschlaf schon stattgefunden hätte. Lässt sie nicht schlafen in der Nacht und aufgekratzt durch den Tag tanzen. So kommt man doch nicht durch das Jahr: Spätestens im Juni wird man ermattet zusammenbrechen.

Die gute Laune schon im Jänner zu verpulvern wird sich noch bitter bemerkbar machen. Spätestens dann, wenn der März nicht in die Gänge kommt und ein Schneeregen über Wien einsetzen wird, der die noch vom Jänner gebräunten Gesichter erstarren lassen wird. Dann wird es zu spät sein für den Winterschlaf.

Also her mit dem Schnee jetzt und der Kälte. Wir wollen rodeln im Prater und draußen frieren, damit man aus gutem Grund einkehren und nicht stundenlang herumwandern muss. Wir wollen endlich schlechte Laune haben dürfen, bitte.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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