Norweger

Wildes Skandinavien: Norwegen - Im Reich der Moschusochsen
Wildes Skandinavien: Norwegen - Im Reich der Moschusochsen(c) ORF
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Lange habe ich gegrübelt, nachgedacht und alles, das ganze bisherige Leben, detailreich rekapituliert, aber es ist wirklich wahr: Ich habe noch nie mit einem Norweger gesprochen.

Lange habe ich gegrübelt, nachgedacht und alles, das ganze bisherige Leben, detailreich rekapituliert, aber es ist wirklich wahr: Ich habe noch nie mit einem Norweger gesprochen. Wie kann das sein? Wo sind die alle? Wenn mich wer fragt, vergleiche ich ja uns Vorarlberger gerne mit den Norwegern: mustergültig in jeglicher Hinsicht, besonnen, schön und reich. Wobei letzterer Vergleich – klitzeklein – übertrieben ist, denn da haben die Norweger die Nase vorn, kannst drehen und wenden wie du's willst, ist so. Erst kürzlich hat der norwegische Staatsfonds dank der Öleinnahmen einen neuen Rekord geknackt: Fünf Billionen Kronen sind da jetzt deponiert, das macht eine Million Kronen pro Norweger, sprich Land der Millionäre. Wir Vorarlberger haben natürlich keine Billionen gebunkert. Aber Milliarden. Damit brauchen wir jetzt aber nicht hausieren gehen, zum einen aus Furcht vor den Panzerknackern, und zum anderen heißt es dann: Wer kann Kärnten ein paar Euro borgen, wegen Hypo, es sind ein paar Probleme aufgetaucht?

Was wir unseren nordischen Pendants aber voraushaben, ist der Fasching. Das ist die Zeit der willkommenen Turbulenz, wie ich seit meinem zweiten Faschingsumzug weiß. Der erste Faschingsumzug hingegen war, wie soll ich sagen, also wenn du als Migrantenfamilie zum ersten Mal einen Fasching erlebst, dann schaust du erst einmal drein wie die Leute auf Picassos Bildern. Wir hatten ja keine Ahnung.

Wie auch immer, zu den besten Fastnächten gehört der in Feldkirch, der trägt nämlich dank der Teilnahme von Maskierten aus Liechtenstein das Prädikat „international“. Anfang der 1980er-Jahre hat sich der Feldkircher Fasching auf Betreiben des ehemaligen Faschingsprinzen Dr. Hirn von der rheinländischen Tradition losgesagt und sich der alemannischen zugewandt. Heißt: Statt eines Prinzenpaars gibt es hier ein Burggrafenpaar. Während der Faschingsparty fordert der amtierende Burggraf von Montfort den Schlüssel der Stadt ein und erhebt damit seinen Herrschaftsanspruch. Dann werden alle Picasso. Und für die Kinder gibt es gratis „Zizzile“. Was das ist? Ich weiß es wirklich nicht.

E-Mails an:duygu.oezkan@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2014)

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