Tamagotchi

(c) Michaela Bruckberger
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Vergangenen Donnerstag an dieser Stelle – damals waren wir alle noch eine Woche jünger –, vergangenen Donnerstag also habe ich hier arglos in die Welt geschmissen, dass ich das Wort Zizzile nicht kenne, obwohl ich und das Wort aus Vorarlberg kommen.

Man kann ja nicht alles tutti quanti im Kopf haben, weißt du. Dafür habe ich wissende Leser, die mich beherzt aufklären: In Liechtenstein und im Großraum Feldkirch werden Wiener Würstchen eben Zizzile genannt, und ich muss ganz ehrlich sagen, das macht die internationale Würstchenproblematik auch nicht einfacher. Denn bei uns im Raum Bregenz heißt das ganz banal Wienerle, drüben in der Schweiz Wienerli (nicht zu verwechseln mit den Wiener Linien), in Wien aber wiederum Frankfurter und in Frankfurt Wiener Würstchen. Die Extrawurst-Geschichte ist auch steil: In Wien heißt die Wurst Pariser, aber in Vorarlberg Lyoner (Paris ist uns Vorarlbergern ja zu groß, viele Menschen, U-Bahn und alles). In Lyon wiederum heißt diese Wurst Cervelas, diese aber bitte nicht verwechseln mit der Schweizer Cervelat, die wiederum eine Knackwurst ist und bei uns in Vorarlberg Schübling heißt. Aber gut.

Uns – also jene, die in den 1990er-Jahren pubertierend in der Ecke gesessen sind – beschäftigt neuerdings eine ganz andere Frage: Was ist eigentlich mit dem Tamagotchi passiert? Das kleine Gerät, das sich und seinen Besitzer davon überzeugt hat, ein Haustier zu sein. Und wir alle natürlich darauf reingefallen wie blöd. Joe erzählt mir, dass er sein altes Tamagotchi gefunden und aus Neugier zum Leben erweckt hat: es quietscht und piepst ständig, will spielen, du musst es füttern, streicheln, du kannst es nicht ignorieren, nur dauernd töten, aber dann kommen neue nach (es verhält sich also wie mit dem iPhone). Joe hat das Tamagotchi entnervt wieder umgebracht, denn dieses Gerät ist eigentlich eine Mogelpackung. Das ist, wie wenn dir die Partneragentur einen George Clooney verspricht, aber stattdessen kommt Spongebob Schwammkopf daher. Viele Alternativen hatten wir damals aber nicht. Gut, den Game-Boy. Aber den hat der Mathe-Lehrer natürlich sofort entdeckt.

E-Mails an:duygu.oezkan@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)

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