Pizzaburger in Knallrosa

Pizzaburger
PizzaburgerScreenshot www.oetker.de
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Als Produktentwickler hat man es mit der Zielgruppe Kleinkind relativ einfach. Mit einigen wenigen Motiven – Prinzessin (oder Hello Kitty) und Pirat (oder Cars) – fährt man so ziemlich auf allen Schienen richtig.

Als Produktentwickler hat man es mit der Zielgruppe Kleinkind relativ einfach. Mit einigen wenigen Motiven – Prinzessin (oder Hello Kitty) und Pirat (oder Cars) – fährt man so ziemlich auf allen Schienen richtig: Vom Badeschaum bis zum Kinderpflaster, von der Trinkflasche bis zum Joghurt. Interessanterweise sind Lebensmittel, die besonders ansprechend für Kinder gestaltet sind, oft aus Elternsicht besonders unansprechend. Denn je mehr Rosa und Prinzessin außen drauf, umso mehr Zucker und ungesund innen drin. Wieso bringt niemand Joghurts auf den Markt, deren Becher die unsägliche Hello Kitty ziert, die aber ohne Zucker, rosa Schokoherzen oder regenbogenfarbenes Brausepulver auskommen? Es wäre ein Knaller. Unter Eltern.

Für die Zielgruppe Erwachsene wiederum überbieten sich Produktdesigner mit immer absurderen Kreationen. Der jüngste Zugang, er findet sich in dieser Woche permanent auf dem Fließband vor und hinter meinem Einkauf: der Pizzaburger. Eine Fusion aus, erraten, Pizza und Burger. Zielgruppe sind wahrscheinlich tiefkühlproduktaffine Nichtentscheidungsträger, die nicht zwischen zwei ungesunden Hauptmahlzeiten wählen wollen. Nicht anders ist es zu erklären, dass es mittlerweile Popcorn gibt, das aussieht wie Chips und Chips, die aussehen wie Soletti-Brezel. (Oder umgekehrt?) Oder dass es Rama, in meiner Kindheit das Allheilmittel der Großelterngeneration gegen Cholesterin, nun tatsächlich mit Butter gibt. (Wobei der beste Margarinename aus den USA – „I can't believe it's not butter“ – unübertroffen bleibt.) Mais und Bohnen kauft man nicht mehr in der Konservendose, diese nennt sich nun „Vakuumtresor“.

Und will man ein Paar Socken kaufen, wählt man nicht zwischen Schwarz (pardon: dark black) und Blau (pardon: Taubenblau), sondern zwischen Aktiv- und Relaxsocken (Modell: „Winner“), zwischen Bambussocken oder solchen, die versprechen, dass sie aus der Welt „a softer place“ machen. Wenn Sie jetzt sagen, ich übertreibe, dann erwähne ich wohl besser nicht, dass es mittlerweile WCs mit Tag-Nacht-Sensor und Benutzererkennung gibt. Sie würden es mir sowieso nicht glauben.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)

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