Ein Schlagzeug würde uns noch fehlen

(c) Clemens Fabry
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Kinder fiebern von Festtag zu Festtag. Seit dem 25. Dezember hat das Kind täglich von seinem Geburtstag geredet.

Kaum ist der geschafft, ist die große Ostervorfreude ausgebrochen. Seit dieser Woche will es ständig Sachensuchen spielen. Eh lustig, denke ich, aber da sagt das Kind ganz ernst: Das machen wir jetzt jeden Tag, bis der Osterhase kommt. Damit ich üben kann. Damit du üben kannst? Das Kind nickt. Damit es am Ostersonntag die Nester schneller findet. Seither verteile ich also abends, wenn das Kind schläft, seine Spielzeugtiere in der Wohnung. Blöderweise vergesse ich über Nacht – kein gutes Zeichen, ich weiß – die besonders gefinkelten Verstecke, das Kind selbst findet sowieso nur jene Dinge, die plump positioniert wurden, kurz: Nach und nach dezimiert sich das Spielmaterial.

Und das ist natürlich eine Riesenchance, die nervigsten und batteriebetriebensten Dinge eine Zeit lang loszuwerden. Als Nächstes ist die Stoffgans dran, die Boogie-Woogie spielen und dazu tanzen und schnattern kann. Ein Höllengerät sondergleichen, dem unglücklicherweise kürzlich die für den Vollzug von Tanz und Schnatterei relevante Batterie abhandengekommen ist. Es sei unfair, sagen Sie, dem Kind die Batterie zu klauen? Sicher. Aber wenn ich eine Erkenntnis aus vier Jahren mit Kind teilen darf: Von selbst hören die Dinge nie auf. Die Spielzeugküche, die das Kind zu seinem ersten Weihnachtsfest bekommen hat, spielt noch immer ihre mehrsprachigen Ohrwürmer („The kitchen heißt die Küche, tralalalalalala“, zur Melodie von „La Cucaracha“), das gelbe Singe-Auto („Bin ein Auto klein und schnell, fahre ganz schnell rundherum“) fährt immer noch ganz schnell rundherum, und was sich der singende Papagei lautmalerisch erlaubt, erspare ich Ihnen lieber. Interessanterweise bekommt man die lautesten Spielsachen meist von Menschen geschenkt, die selbst keine Kinder haben und die Krachmacher über den Umweg Osterhase/Christkind bei uns einschleusen. Was wohl diesmal im Nest liegt. Schlagzeug haben wir noch gar nicht.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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