Höchstspannung garantiert: "Star Trek" am Außenring

(C) Freitag
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Für jene Benutzer der Wiener Außenringschnellstraße, die sich schon gefragt haben, welcher Ionensturm das Raumschiff Enterprise hierher verblasen hat.

Manchmal kommt ein Stück Architektur daher, als sei es vom Himmel gefallen. Das kann, so sich dieses Stück, auf dem Boden der Realität angelangt, von einem bereits vorhandenen, gut eingewöhnten Bestand umzingelt sieht, zu beträchtlichen Spannungen zwischen Alt und Neu führen, was regelmäßig einiges an Energien freisetzt, wenngleich nicht immer solche produktiver Art.

Auch der gegenständliche Fall ist keineswegs von Spannungen frei, doch die beschränken sich aufs unmittelbar Physikalische, gemessen in Volt und Kilovolt. Der Bestand, mit dem es unser Himmelskörper zu tun hat, bestimmt sich nämlich vor allem aus dem Umspannwerk Wien-Südost, einem Umfeld, in dem bald einmal etwas willkommen ist, was ein formendes Bemühen erkennen lässt; schließlich kann man sich solcher Ambition sonst bestenfalls in zentralen, aber kaum je in einer inferioren Region wie dieser freuen, schon gar, wenn es sich um einen sogenannten Zweckbau handelt (übrigens: Was für ein Bau wäre das eigentlich, der keinen Zweck hätte?).

Die Rede ist von der Austrian Power Grid Control, und mit dieser Bezeichnung fangen wir zunächst genauso wenig an wie selbst die eingeborensten unter den Favoritner Eingeborenen mit der dazugehörigen Adresse, Am Johannesberg 9. Doch wer sich als Benutzer der Wiener Außenringschnellstraße schon gefragt hat, welcher Ionensturm denn dieses Raumschiff Enterprise der übernächsten Generation hierher verblasen haben mag, das zwischen den Anschlussstellen Leopoldsdorf und Rannersdorf im stadträndigen Steppenboden angedockt liegt, der weiß ziemlich genau, was hier gemeint ist.

Was er vermutlich nicht weiß: dass die spacige Struktur sich selbst als das „Nervenzentrum der heimischen Stromversorgung“ versteht – und das tatsächlich ist. Und dass also in der Scifi-Hülle nicht formale Schmockerei, sondern ein solider, hochtechnologischer Kern steckt: Kontrolle und Management des gesamten heimischen Stromnetzes. So mittendrin kann man so weit draußen an der Peripherie sein.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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