Radfahrer unter ihresgleichen

Clemens Fabry
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Eine der schönsten Begleiterscheinungen der Büroarbeit kann der Weg hin und zurück sein: nämlich dann, wenn man ihn mit dem Fahrrad zurücklegt.

Auf diesem Weg können wir im „Sport-Club“, die von der Bewegung nicht lassen können, nachholen, was wir am verregneten Wochenende versäumt haben.

Radfahren in der Stadt hat seine Eigenheiten. Man ist nicht allein. Und zwar nicht erst im Büro, wo man schon aus Rücksicht auf die Kollegenschaft gut daran tut, in frisches Gewand zu schlüpfen. Auch unterwegs kommt man mit anderen zusammen, mitunter enger, als einem lieb ist. Merkwürdigerweise rechnen ja viele Radler zwar mit Autofahrern und vielleicht mit Fußgängern, aber weniger damit, dass es auch ihresgleichen gibt. Wenn sie dann an unerwarteter Stelle auf Radler treffen, die ihrerseits ebenso wenig mit ihresgleichen rechnen – am allerwenigsten mit solchen, die nicht mit ihresgleichen rechnen –, kann es brenzlig werden. Zum Beispiel, weil ein Radfahrer ohne Warnung stehen bleibt oder ausschert.

Dabei hat Wien Radwege genug, sodass sich das Risiko wenigstens großflächig verteilt. Als Stadtrandbewohner, der nur die Straßenseite wechseln muss, um nach Niederösterreich zu kommen, habe ich lange geglaubt, an Radfahren ins Büro sei gar nicht zu denken. Doch ein Blick auf www.anachb.at hat genügt, um eine recht brauchbare Verbindung fernab der dicken Autorouten zu finden. Knapp die Hälfte der 13 Kilometer durch fünf Bezirke ist sogar baulich vom Autoverkehr getrennt.

Trotz dieser Fürsorge scheint es der Stadtverwaltung zu gefallen, Radwege immer wieder auf das Absurdeste zu unterbrechen. Etwa mit dem Siebenbrunnenplatz in Margareten – Radfahren verboten! – oder auf der Kreuzung Neulinggasse/Landstraße, wo man direkt auf die Links- und Rechtsabbieger aus der Wassergasse zurollen muss, um sich in den Radweg links der Straße einzufädeln. Die Ampeln aber, Bremsfaktor Nummer eins, nehmen wir als notwendiges Übel hin. Wir warten auf Grün und lassen uns die Sonne auf die Nase scheinen.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2014)

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