Fit für den Urlaub (II)

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Falls Sie noch überlegen, was Sie später beruflich machen könnten, streichen sie bitte „Verkäuferin in einem Kinderschuhgeschäft“ von Ihrer Liste.

Falls Sie noch überlegen, was Sie später beruflich machen könnten, streichen sie bitte „Verkäuferin in einem Kinderschuhgeschäft“ von Ihrer Liste. Es sei denn, Sie sind überdurchschnittlich stressresistent. Tatsächlich gibt es wenige Berufsgruppen, die – und das ist ganz unzynisch gemeint – mehr Respekt verdienen als jene Damen (Herren hab ich dort nie gesehen), die Eltern und Kinder beim Erwerb von Schuhmaterial beraten müssen.

Wir mussten neulich Sandalen für den Urlaub besorgen. Traumatisiert von früheren Schuhgeschäftbesuchen, die nicht selten mit Geschrei, ohne Schuhe und insbesondere ohne Nerven geendet haben, wurde das Kind schon auf dem Hinweg ersucht, es möge sich dieses Mal die Füße abmessen lassen, da man sonst keine Schuhe kaufen und folglich nicht auf das versprochene Eis gehen könne. (Die Drohung „Sonst können wir nicht auf Urlaub fahren“ hebt man sich als Back-up für später auf).

Als wir kommen, ist schon halb Wien mit seinen Kindern da, weshalb man sich einen Parcours durch Buggys, Laufräder, schreiend am Boden liegende Kinder und solche, die demnächst schreiend am Boden liegen werden, bahnt. Während man versucht, mit der nach außen hin extrem entspannten Verkäuferin Blickkontakt aufzunehmen (rufen ist in dieser Geräuschkulisse ohnehin sinnlos), hat das Kind schon seine Wunschschuhe entdeckt: Sandalen, besetzt mit ca. 1200 Perlen, dünnen Riemchen, kurz: ein Mädchentraum, für den es weder im Spielplatz-Kindergarten- noch im Sand-Meer-Urlaubskontext eine Verwendung gibt. Das ist dem Kind natürlich ebenso egal wie die Tatsache, dass die Dinger ein Vermögen kosten. Wir nähern uns der „Ich weine jetzt so lange, bis die Mama nachgibt“-Phase, als eine Verkäuferin zur Rettung eilt. Mit Tricks, die normalsterblichen Eltern verborgen bleiben, lotst sie das Kind zum Fußabmessen und redet ihm ganz normale Sandalen ein. Bevor sich das Kind an die Glitzerperlenmonsterschuhe erinnern kann, haben wir den Laden schon wieder verlassen.

Mein „Sonst können wir nicht auf Urlaub fahren“ kann ich mir also für das Kofferpacken aufheben. In diesem Sinn: schöne Ferien und gute Reise!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2014)

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