MEIN SAMSTAG: Ich packe in meinen Koffer

(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Es gibt da dieses nette Wartezeiten-Überbrückungsspiel, bei dem man abwechselnd aufzählt, welche Gegenstände man in seinen Koffer packt.

Je absurder die Dinge, desto lustiger das Spiel. Also in etwa: Ich packe in meinen Koffer 20 Medikamente für diverse Notfallszenarien, die ich auch daheim hätte lassen können, da sich neben dem Hotel Spital und Apotheke befinden. Ich packe in meinen Koffer ein fixfertig gebautes Lego-Flugzeug, das beim Schließen des Koffers in 231 Einzelteile zerbricht, welche sich im Lauf der Woche in Socken, Seitenfächern des Kulturbeutels (schönes Wort, nicht?) und zwischen Buchseiten wiederfinden. Ich packe in meinem Koffer einen Ballon in Marienkäferform.

So in etwa, nur in echt, haben das Kind und ich die Koffer für den Urlaub gepackt. Der Heliumballon war bei der Hinreise aber noch nicht dabei, er wurde uns im Urlaub von einem korfiotischen Luftballonverkäufer untergejubelt. Die Versuche, das Kind dazu zu bringen, den Käfer in seiner Heimat zurückzulassen, schlugen trotz gefinkelter Taktik fehl. Weder „Er wartet im Hotelzimmer auf das nächste Kind“ noch „Lassen wir ihn frei! Dann kann er mit den anderen Käfern fliegen!“ stießen auf Zustimmung. Falls sie jemals zwischen „käferloser Rückreise mit heulendem Kind“ oder „glücklichem Kind, dafür platzfressendem Heliumballon im Gepäck“ wählen müssen: Sie können sich auf letzteres Szenario einlassen. Der Käferballon hat die Rückreise im Koffer wider Erwarten unbeschadet überstanden und klebt seit unserer Rückkehr völlig unbeachtet an der Zimmerdecke.

Fast wäre der Rückflug doch mit kleiner Drama Queen an Bord verlaufen, ging doch auf dem Korfu Airport die Krone der im Korfu Airport Duty Free Shop erworbenen Barbie verloren, weshalb sich das Boarding der 14.45-Uhr-Maschine um einige unwesentliche Momente, in denen panisch nach einem zwei Zentimeter kleinen Plastikteil auf dem Flughafengelände gesucht wurde, verzögert hat. Unnötig zu erwähnen, dass die wiedergefundene Krone ein ähnliches Schicksal ereilt hat wie der Käferballon: Das Kind würdigt sie seither keines Blickes. Aber wir sind wieder gut daheim. Schön war's.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.