Kein Kaiser, wozu dann eine Wiese? Eine Richtigstellung

Dreckloch, traditionell? Kaiserwiese dieser Tage.
Dreckloch, traditionell? Kaiserwiese dieser Tage.(c) Freitag
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Das Wunder von Wien: Die Prater Service GmbH heißt jetzt Prater Wien Gmbh! Von Untätigkeit der Stadt in Sachen Kaiserwiese kann also gar keine Rede sein.

Es ist ja nicht so, dass ich an dieser Stelle nur herummeckern will; fortwährend Missstände, Missetaten, Missgeschicke, das macht einen ja selber missvergnüglich. Nein, auch das Gute, das Gelungene sollen Platz finden – und das zu Unrecht Geringgeschätzte, insbesondere dann, wenn ich selbst einer der Geringschätzer war.

Gerade was Letzteres betrifft, ist es meinerseits höchste Zeit für einen Canossagang, und der führt mich nicht wie weiland König Heinrich an den Rand des Apennins, sondern in den Prater zu Wien. Ja, ich stehe nicht an zu bekennen, in zwei Kolumnen des Vorjahres die Prater Service GmbH und ihren Eigner, die Stadt Wien, im Zusammenhang mit dem jämmerlichen Zustand der Kaiserwiese vor dem Riesenrad der Untätigkeit beschuldigt zu haben. Diese Vorhaltung ziehe ich mit dem Ausdruck tiefsten Bedauerns zurück: Von städtischer Untätigkeit kann keine Rede sein! In ihrer fast schon redensartlichen Lust am Reformieren nämlich hat die Stadt Wien ihre Prater Service GmbH Anfang des Jahres in Prater Wien GmbH umbenennen lassen! Der neue Name spricht für sich und „impliziert“ – so eine Presseaussendung – „Nähe und Zuständigkeit für den gesamten Standort Prater“. Was man einer Prater Service GmbH ja niemals nie nicht angesehen hätte, genauso wenig wie die „traditionsbewusste und visionäre Standortentwicklung“, der sich die neu beschränkte Praterhaftungsgesellschaft verschrieben hat.

In Sachen Traditionsbewusstsein hat man denn auch rasch erste Schritte gesetzt und die seit dem Wies'n-Fest des vergangenen Frühherbsts, also so gut wie traditionell, in weiten Teilen graslose, will sagen erdbraune, Kaiserwiese so belassen, wie sie ist: in weiten Teilen graslos und erdbraun eben. Und dank weiterer „visionärer Standortentwicklung“ wird sie wohl auch auf absehbare Zeit das charmante Dreckloch bleiben, als das sie sich seit bald einem Jahr präsentiert. Wien ist halt, wir wissen es, anders. Und jetzt einmal ehrlich: wozu überhaupt Wiese? Kaiser gibt's ja auch keinen mehr.

E-Mails an:wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2014)

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