Vom Reisen mit leichtem Gepäck

Es soll Menschen geben, die gern für den Urlaub einpacken.

Die mit Koffern verreisen, für deren Inhalt man sich nicht genieren muss, wenn sie etwa bei der Sicherheitskontrolle geöffnet werden. Aus denen keine Dinge quellen, die offenbar in letzter Minute noch hineingequetscht wurden, von wem auch immer. Beim einzelnen Bayern-München-Socken (dreckig) und der Fernsteuerung für den Hubschrauber (der es selbst nicht ins Gepäck geschafft hat) hat man so einen Verdacht.

Für den Urlaub einzupacken ist eine logistische Herausforderung, die die Gemütslage aller Beteiligten kippen lassen kann. Nicht die Urlaubszeit ist die heikle Zeit, wie Psychologen immer sagen. Die Tage zuvor sind es. Da gibt es die, die vom Reisen mit leichtem Gepäck sprechen. Sie kommen mit sehr wenig Gewand, ein paar guten Büchern und einer Zahnbürste aus. Den Rest borgen sie sich bei der Person aus, die mit schwerem Gepäck reist, weil sich alle anderen darauf verlassen, dass sie alles mit hat. Das beinhaltet die Zahnpasta, alle weiteren Toiletteartikel, mehrere Schuhe, Luftpumpen, Gelsenstecker, Flaschenöffner und kleine aufsteckbare Leselampen. (Es gibt nie brauchbares Licht, nirgends.)

Man kann die meisten Dinge in Urlaubsorten kaufen. Das hat man auch immer wieder gemacht, früher, um nicht so viel mitzuschleppen. Zum Heimschleppen waren die Sachen gut genug. Seitdem gibt es zu Hause mehrere Luftpumpen, elf Gelsenstecker und mehr Luftmatratzen, als sie in einem Leben noch verwendet werden können. Eine davon hat ein Loch.

Die Reiseapotheke hält man bei der Planung noch klein (was soll schon viel passieren), um sie kurz vor der Abreise noch zu verdreifachen (es kann ganz schön viel passieren). Für den allergischen Schock nach der Berührung mit den Tentakeln einer Riesenqualle sollte man gewappnet sein. Die Kinder haben noch rechtzeitig im Buch über Meeresmonster nachgelesen.

Es soll Menschen geben, die gern für den Urlaub einpacken. Ich kenne nur keinen davon.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2014)

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