Kind, Kunst, Saurier

Giuseppe Arcimboldo
Giuseppe Arcimboldo(c) http://www.khm.at/
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Man kann Kinder ja nicht früh genug an die Kunst heranführen. Jetzt gibt es einen guten Anlass, denn das Kunsthistorische Museum zeigt zwei neue Werke von Giuseppe Arcimboldo.

Man kann Kinder ja nicht früh genug an die Kunst heranführen. Jetzt gibt es einen guten Anlass, denn das Kunsthistorische Museum zeigt zwei neue Werke von Giuseppe Arcimboldo, der wiederum mit seinen Kompositköpfen – Porträts aus Tieren, Früchten oder Blumen – mein frühkindliches Kunstverständnis geprägt hat. Im Katalog konnte ich die Bilder stundenlang betrachten, als wir extra deswegen aus Graz ins Kunsthistorische Museum fuhren, war ich maßlos enttäuscht: Die Bilder waren so wahnsinnig klein. Ich hatte sie mir mit fünf, sechs Jahren als riesige Leinwände vorgestellt. Überhaupt war der erste Wienbesuch eine große Enttäuschung. Denn auch die Waggons des Riesenrades rasten nicht, wie von mir erhofft, in atemberaubender Geschwindigkeit im Kreis, sondern bewegten sich vielmehr in einem Zeitlupentempo, dass dir dabei die Zehen einschliefen.

Im Kunsthistorischen Museum war das Kind noch nie, dafür gegenüber im Naturhistorischen, wo es von einem netten Museumsmitarbeiter einen Lageplan in die Hand gedrückt bekam und den Museumsbesuch sogleich als Schnitzeljagd verstand: Statt uns die Exponate anzusehen, mussten wir die nummerierten Säle in der richtigen Reihenfolge von 1 bis 39 durchqueren. Und das möglichst schnell. Vorbei ging es im Laufschritt an Schaukästen voller Mineralien, Korallen und Spinnentiere, die keines Blickes gewürdigt wurden. In Saal 7 gab ich meine Versuche, doch noch Interesse zu wecken, („Schau mal, eine Riesenlibelle!“) auf.

Nach absolviertem NHM-Rennen (Ziellinie: Saal 39, 1. Stock, Halbaffen) kehrten wir nur zu den Dinosaurieren (Saal 10) zurück, weil sich dort ein tatsächlich beeindruckend animiertes Modell eines Allosauriers bewegt und brüllt. Dort wollte das Kind gefühlte vier und tatsächliche zwei Stunden bleiben. Es hatte weder Hunger noch Durst, musste nicht aufs Klo und wartete mit einer davor und danach nie wieder aufgetretenen Geduld darauf, dass sich der Saurier wieder bewegte. So lange am Stück ist das Kind noch nie ruhig dagestanden. Ich erwäge den Erwerb einer Jahreskarte.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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