Wohnungssuche

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Wohnen ist Luxus! Das müssen wir uns hinter die Ohren schreiben und nicht tagein, tagaus darauf hoffen, dass diese (angebliche) Blase endlich platzt.

Kaufen, und das auch noch innerhalb des Gürtels? Hätten wir vor zehn Jahren machen sollen. Mindestens. Denn selbst zu jener Zeit war der Erwerb einer Immobilie wohl nur in jenen Gegenden leistbar, die heute zu „In-Vierteln“ hochstilisiert werden, obwohl sie längst keine mehr sind. Sie wissen, was ich meine. Auch die Immobilienseiten versprechen keine Besserung; wenngleich dieselben Objekte seit Monaten keine Abnehmer finden. Der Preis bleibt trotzdem immer zu hoch.

Wenigstens haben wir einiges gelernt: „Verkehrsgünstig“ kann mit „an einer vierspurigen Autobahn gelegen“ übersetzt werden und „guter Zustand“ kündigt den baldigen, endgültigen Verfall des Objekts an. Freilich spricht aus diesen Übertreibungen der Frust erfolglos Suchender; doch der Wissensvorsprung hat auch einen Vorteil. Die unbrauchbaren Objekte erkennen wir per Mausklick und nicht erst beim zeitintensiven Durchschreiten der angebotenen Immobilie. Kommt es doch zur Besichtigung, blicke ich den Makler meist ungläubig-mitleidheischend an, nachdem er auf forsches Nachfragen den – mir ohnehin bekannten – Preis der Wohnung genannt hat. Dies tue ich in dem naiven Glauben, er würde mir dann ein Geheimnis verraten, welches in seiner Branche längst keines mehr ist: dass der Wohnungsmarkt vielleicht doch, in einem Jahr oder in zwei, wieder „abkühlt“. Schließlich würde ich mir auch nicht am Tag vor dem Sommerschlussverkauf einen Bikini kaufen! Bisher aber: Fehlanzeige. Längst vorbei sind deshalb auch die Zeiten, als mich die vierstellige Miete eines 35-Quadratmeter-Appartements in Paris während eines Erasmusaufenthalts irritierte, das ich mir mit zwei Kommilitoninnen teilte – und das keine abgetrennte Toilette hatte. Diese stand mitten im Schlafzimmer; vom Bett getrennt nur durch einen Plastikvorhang. Selbst schuld, könnte man jetzt meinen. Wer's unbedingt zentral haben will, muss eben dafür zahlen; und das gleich mehrfach.

E-Mails an: anna.gabriel@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2014)

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