Hello Kitty auf Fuchsjagd

(c) EPA (EVERETT KENNEDY BROWN)
  • Drucken

Oft hört man als Mutter eines Mädchens, und das besonders gerne von Müttern von Buben: Du hast's gut, du hast ein Mädchen.

Mädchen klettern nicht auf Garagendächer, werfen anderen Kindern nicht Pfeile/Gatsch/Wasserbomben ins Gesicht, springen nicht vom hohen Kleiderschrank auf den Holzboden.

Stimmt alles. Andererseits hat man als Mädchenmama Probleme zu lösen, da hast du dein Nervenkontingent für den Tag schon aufgebraucht, ehe du aus dem Haus kommst. Beim Anziehen in der Früh zum Beispiel möchte das Kind derzeit ausschließlich Kleidungsstücke tragen, auf denen Tiere zu sehen sind. My little Pony geht aber nicht, weil es die My-little-Pony-Ponys nicht „in echt“ gibt. (Falls Sie kein weibliches Kleinkind zuhause haben: Das sind bunte Pferdchen aus einer hektischen TV-Serie, die auf so absurde Namen wie „Rainbow Dash“ und „Rarity“ hören). Auch ohne die Ponys gelingt es, dem Kind eine Tier-Gewand-Kollektion vorzulegen, ästhetische Bedenken ob der gewagten Farbkombination hat man, die Zeit drängt, längst verworfen.

Kurz scheint der Aufbruch in Griffweite, da möchte das Kind, dass sich sämtliche Tiere, die am Gewand zu sehen sind, im echten Leben nicht jagen dürfen. Weshalb die Kombination Katze auf Unterhose und Maus auf T-Shirt ausscheidet. Die kurze Hose mit dem Fuchs gilt als Fixstarter, da fragt das Kind: „Jagt die Hello Kitty eigentlich Füchse?“ Ich verkneife mir den Hinweis, dass es diese japanische Katze mit der lächerlichen Masche am Ohr im echten Leben auch nicht gibt und versichere, dass sich so ein Fuchs garantiert nicht von einer Hello Kitty jagen lässt. Dass der letztendlich auswählte Hase auf dem Leibchen möglicherweise ein Problem mit dem Hosen-Fuchs kriegt, fällt dem Kind zum Glück erst ein, als wir schon im 13A sitzen. „Füchse fressen doch keine Hasen!“, rufe ich ich lautstark in den Bus hinein, um Drama und abrupte Entkleidung im Beisein fremder Menschen zu verhindern. Für diese glatte Lüge ernte ich ein paar hochgezogene Augenbrauen und verständnislose Blicke im Businneren. Die Fahrgäste haben alle keine Kinder. Oder zumindest keine Mädchen.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.