Amerikanische Wohnungsnöte

A real state sign is seen near a row of homes in the Haight Ashbury neighborhood in San Francisco
A real state sign is seen near a row of homes in the Haight Ashbury neighborhood in San Francisco(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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In den amerikanischen Kinos läuft seit der vergangenen Woche ein schöner Film namens „Love Is Strange“. Alfred Molina und John Lithgow spielen darin ein homosexuelles Paar in New York, das nach 39 Jahren heiratet und sich damit ein katastrophales Wohnungsproblem einhandelt.

In den amerikanischen Kinos läuft seit der vergangenen Woche ein schöner Film namens „Love Is Strange“. Alfred Molina und John Lithgow spielen darin ein homosexuelles Paar in New York, das nach 39 Jahren heiratet und sich damit ein katastrophales Wohnungsproblem einhandelt. Molinas Figur ist nämlich Musiklehrer an einer katholischen Privatschule, die seine Zivilehe als Entlassungsgrund wertet. Ohne sein Gehalt können sich die beiden die Kreditraten für ihre Wohnung im West Village nicht mehr leisten, worauf sie ihr Dach über dem Kopf verlieren.

Auch in Österreich ist die Lage auf dem Immobilienmarkt vielerorts schwierig, hier in den Vereinigten Staaten ist sie dramatisch. In den Städten können sich selbst relativ gut verdienende Akademiker passablen Wohnraum kaum mehr leisten. Meine Freundin C. zum Beispiel ist in einem Institut an der Harvard University an leitender Stelle tätig. Trotzdem sucht sie für ihr wahrlich nicht imperial dimensioniertes Apartment in Cambridge eine Untermieterin, weil sie es sich sonst nicht leisten kann. Im Sommer sprach ich mit einem Professor an einer Hochschule in San Francisco, der nach der Scheidung weiterhin mit seiner Exfrau in der gemeinsam erworbenen Wohnung lebt, weil sie diese zwar rasch verkaufen könnten, aus dem Erlös aber keine neuen Bleiben für sie und ihn finanzierbar ist (nicht einmal als Sicherheit für entsprechende Bankkredite würde das reichen). Unsere Nachbarn – er ist Zivilingenieur, sie arbeitet für einen Thinktank – hier in Northwest Washington suchen seit mehr als einem Jahr ein Haus: vergebens. Und meine Freunde D. und S. sind neulich nach Maryland gezogen. Der baumbestandene Stadtrand von Washington hätte ihnen und ihren beiden kleinen Buben zwar auch gefallen; für Jungfamilien ist das Wohnen in Amerikas Hauptstadt aber zusehends unbezahlbar – außer man zieht in eines der armen Viertel im Südosten, mit miserablen Schulen und Bandengewalt. Es scheint: Nicht nur „love is strange“ in Amerika.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2014)

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