SPORT-CLUB: Warum hier jetzt eine Nostalgieläuferin schreibt

Marathonlauf in Wien
Marathonlauf in Wien(c) BilderBox
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Einst kämpfte ich um Pokale. Jetzt ringe ich mit mir selbst. Der Weg zurück in die Laufschuhe.

Ich gehöre schon lange nicht mehr zur Sorte Leistungssportler. Hobbysportler wäre – Hand aufs Herz – mittlerweile auch eine Übertreibung. Ich bin 26 Jahre alt und zähle schon jetzt zu den Nostalgieläufern. Ich laufe nur noch im Kopf. Und zwar die Zeit zurück.

Mein Ziel: das Jahr 2004. Damals, als Steffi Graf noch eine Heldin war, war auch meine Welt als Nachwuchsleichtathletin noch in Ordnung. Meine Spikes bohrten sich in die Tartanbahn, mein Puls war schon vor dem Start im dreistelligen Bereich. Dann kam der erlösende Knall. Was folgte, waren 800 nervenaufreibende, kräfteraubende und schnelle Meter. Nach nicht einmal zweieinhalb Minuten war der Spuk wieder vorbei. Doch die Freude, der Stolz und die Genugtuung, die blieben.

(c) Die Presse

Nun, eine Dekade später, kämpfe ich nicht mehr um Medaillen, Pokale und Titel. Ich kämpfe mit mir selbst. Ohnehin schwer genug. Denn neun von zehn Mal erscheint mir ein After-Work-Drink spannender als ein Lauf an der Wiener Ringstraße, die eigene Couch einladender als joggen im Regen. Losgelassen hat mich meine Faszination für den Laufsport tief im Inneren aber nie. Vielleicht habe ich sie sogar (zu) sehr nach außen gekehrt. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass meinen Kollegen und Chefs auf der Suche nach einer Nachfolgerin für die sportbegeisterte Bald-Mama Sara Grasel, die neben Radfahrer Benedikt Kommenda bislang dem Sport-Club angehörte, ausgerechnet mein Name in den Sinn kam. Nun haben wir den Salat. In Nostalgie zu schwelgen wird für die Kolumne nicht reichen. Es gilt, ein völlig neues Kapitel aufzuschlagen: den Weg zurück.

Hiermit bitte ich Sie, mich dabei zu begleiten. Mein erster Lauf fand übrigens im Lainzer Tiergarten statt. Diesmal waren es aber nicht 800, sondern 8000 – nervenschonende, muskelaufbauende und vor allem langsame – Meter.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

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