SPORT-CLUB: Wie ich Langschläfer mein Zeitproblem gelöst habe

Journalisten sind Langschläfer. Freilich bestätigen Ausnahmen die Regel.

Aber ich bin definitiv keine davon. Ich genieße es, den Redaktionsalltag dann zu beginnen, wenn die meisten Schüler ihre Jausenbox bereits leer gegessen haben. Mein Tagesrhythmus hat leider auch seine Tücken. Die schlimmste: Ich komme spät nach Hause. Und sobald ich abends die Wohnungstür aufsperre, zieht mich mein knurrender Magen in Richtung Kühlschrank, von dort aus tragen mich meine müden Beine gerade noch bis zur Couch. Dort bleibe ich dann.

Meine zugegeben etwas träge Abendgestaltung passte so gar nicht mit meinem neuen, selbst auferlegten Plan zusammen, der da heißt: Dreimal pro Woche laufen! Es brauchte also eine radikale Lösung. Für mich hieß die: früh aufstehen. Den Handywecker auf 6.30Uhr zu stellen ging noch leicht von der Hand. Dann auch wirklich aus der warmen Bettdecke und in die Laufschuhe zu schlüpfen, anstatt weiterzusnoozen, war schon deutlich schwieriger. Mein erster erfolgreicher Versuch als Frühaufsteher war weniger schmerzhaft als erwartet. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich sogar schon beim Aufstehen frischer als sonst. Als ich von meiner kleinen Laufrunde zurückkam, war ich stolz, gut gelaunt und voller Tatendrang. Und das Beste: Ich war sogar pünktlich(-er als sonst) in der Arbeit.

So sehr ich auch darüber schwärme, dreimal pro Woche schaffe ich es nicht. Deshalb bin ich froh, dass es Kollegen wie Herbert gibt. Ich nenne ihn ja respektvoll Trainer. Er schickt die Termine zu den Lauftreffs (die übrigens noch besser besucht werden könnten, liebe Kollegen!) aus. Joggen, direkt nach der Arbeit: ebenso empfehlenswert. Und dann gibt es noch die Wochenenden. Die, an denen ich meist den einen Tag mit Einkaufen und Putzen und den anderen mit Freunden oder Familie verbringe. Auch da ist es schwer, Zeit für das Laufen zu finden. Finden? Nein, um diese eine Erkenntnis bin ich schon reicher: Zeit für das Laufen findet man nicht, die nimmt man sich.

E-Mails an:julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2014)

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