Tanz Limbo, Sepp! Yes, you can!

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Im medialen Wettstreit um die häufigsten Assoziationen mit Tanzen hatte Josef Pröll vergangene Woche eindeutig die Nase vorn.

Doch es war weder der Landler noch der Tanz auf dem Society-Parkett, der dem schwarzen Hoffnungsträger aus Radlbrunn zugeschrieben wurde. Nein, das Schreckgespenst untrainierter Bauchmuskeln wurde aus dem Hut gezogen, um Pröll metaphorisch ein wenig zu steinigen – der Limbo. Bei seiner Wahl zum VP-Parteichef habe er sich mit 50 Prozent „die Latte so niedrig gelegt“, hieß es im ORF, „dass nicht einmal ein Lambada-Tänzer darunter durchkäme“. (Kleiner Lapsus, natürlich war Limbo gemeint.) Sonntags wiederum hörte man in der „Runde der Chefredakteure“, dass sich die Regierung die Latte so hoch gelegt hat, dass sie ohne Schwierigkeiten darunter durchmarschieren können sollte. (Okay, da ist nicht nur Pröll allein gemeint.)

Interessant an dieser Metaphorik ist, dass ja gemeinhin eher das Überspringen einer hoch gelegten Latte als wünschenswertes Ergebnis sportlicher Leistung gesehen wird. Aber gut, zurück zum Limbo. Der Tanz selbst wurde auf den Westindischen Inseln ursprünglich nach Begräbnissen getanzt, um die Seele des Toten aus dem Zustand der Schwebe zu befreien. Schwebe im Sinne von „to be in limbo“, was sich vom Begriff „Limbus“ ableitet – der Vorhölle. Die wurde wiederum vergangenes Jahr von Papst Benedikt XVI. abgeschafft. Damit ist der Limbo auf seine heutige Bedeutung als Partyelement reduziert. Und so warten wir voller Spannung auf das Weihnachtskränzchen der Volkspartei, bei dem Josef Pröll auf dem Parkett seinen Oberkörper in die Waagrechte bringt, während seine Parteifreunde ihm genau das zujohlen, was sie auch jetzt schon allen Ernstes tun: „Sepp, yes, you can!“.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2008)

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