Wenn die Maus zu viel gekokst hat

(c) APA (Günter R. Artinger)
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Was hat eine Maus mit einem Drogenproblem im Kinderprogramm zu suchen?

Jüngere Semester können sich wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern.“ Ein wenig schockierend war es schon, kürzlich diese Einleitung eines „Presse“-Artikels zu lesen – vor allem weil die Kollegin zehn Jahre jünger ist als ich. Abgesehen davon signalisiert ein solcher Einstieg eine gewisse Altklugheit, die auch als Arroganz ausgelegt werden kann. Aber egal, ich möchte heute einmal zwei Figuren der Fernsehgeschichte erwähnen, die mich nachhaltig traumatisiert haben – und an die sich jüngere Semester wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern können.

Beginnen wir mit der Maus aus dem Kinderprogramm, die mir die Folgen exzessiven Drogenkonsums vor Augen geführt hat. Ständig torkelte das Nagetier über den Bildschirm, während es Schnüffelgeräusche von sich gab – es entstand der Eindruck, das Tier würde sich ständig eine Prise Kokain in die Nase ziehen. Erhärtet wird dieser Befund dadurch, dass die Maus einen kleinen (!), blauen (!!) Elefanten sah. Klingt komisch, war aber so.

Die zweite traumatische Gestalt war eine Holzpuppe, die deutlich vor Augen führte, wie wichtig interaktives Fernsehen wäre. Denn in so gut wie jeder Folge ließ sich Pinocchio vom räudigen Fuchs und dem Straßenkater zu irgendeiner Blödheit überreden – während wir Kinder vor dem Fernseher schrien: „Nein, Pinocchio, geh nicht mit ihnen mit!“ Schließlich wussten wir längst, dass die Geschichte wieder einmal mit einem vor Angst schlotternden Holzpüppchen im dunklen Wald enden würde. Doch keine Chance, der kleine – verzeihen Sie – Trottel tappte jedes Mal in die Falle. Und wir saßen frustriert vor dem Fernseher. Die anfangs genannte Kollegin hat es da besser – als jüngeres Semester kann sie sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2009)

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