Weihnachten mit Pipimax

Pipimax
Pipimax(c) Photographer: Eugen Seethaler
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Wenn Sie der Meinung sind, dass „Last Christmas“ das unerträglichste Weihnachtslied von da bis Texas ist, haben Sie 1.) entweder keine Kinder oder 2.) den Erwerb einschlägiger Kinder-Weihnachtslieder-Ware bisher verhindert.

Wenn Sie der Meinung sind, dass „Last Christmas“ das unerträglichste Weihnachtslied von da bis Texas ist, haben Sie 1.) entweder keine Kinder oder 2.) den Erwerb einschlägiger Kinder-Weihnachtslieder-Ware bisher verhindert. In letzterem Fall sind Sie zu beglückwünschen. Denn auf so gut wie allen Kinder-CDs für die Adventzeit ist ein Lied zu finden, das null Tradition, viel Schlager- und eine unauslöschliche Ohrwurmqualität hat. Die Hölle in Weihnachtsliedform nennt sich „In der Weihnachtsbäckerei“ und ist bei kleinen Kindern unverschämt beliebt. Seit das Kind nicht nur den offiziellen Refrain („In der Weihnachtsbäckerei / gibt es manche Leckerei“) kennt, sondern auch die weniger besinnliche, inoffizielle Version („...gibt es manche Speiberei“), findet es das Lied naturgemäß noch besser. Dass das nicht sehr weihnachtlich ist, macht ihm nichts aus. Auch die Lamettakette dient bei uns nicht der (kitischigen) Dekoration. Das Kind bindet damit die Sessel zusammen, um Zug zu spielen. („Als du klein warst, Mama, haben Züge da so ausgesehen?“) Der Lamettarest ist derzeit als Leine für die Stofftierhunde in Gebrauch.

Apropos Hund. Voriges Jahr hat das Christkind eine Puppe gebracht, die man mit (sündteurem) Spielzeugbrei füttern kann. Heuer steht im mehrmals überarbeiteten und ergänzten Brief an das Christkind das Wort: Pipimax. Das Kind wünscht sich ein elektronisches Haustier, das nicht nur batteriebetrieben bellen, sondern auch das Haxerl heben und Lulu – also Pipi, wie es Bundesdeutsch heißt – machen kann. Den Pipimax eben. Etwas mehr als eine Woche bleibt noch, um zu überlegen, ob das Christkind tatsächlich einen Luluhund bringen soll. „Den wünschst du dir also wirklich?“, frage ich besorgt. Das Kind nickt und beruhigt: „Er macht dich dann aber eh nicht an.“ Als Alternative bietet sich übrigens ein Pinguin an, der laut Produktbeschreibung „niedliche Schmatzgeräusche“ macht und „ein Bäuerchen, wenn er satt ist“. Ich habe also die Wahl zwischen einem pinkelnden Stofftier und einem, das rülpst. Dazu singen wir dann „In der Weihnachtsbäckerei“.

So schlecht ist „Last Christmas“ also wirklich nicht.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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