Dinge, die man unter dem Christbaum nicht hören will

(c) Michaela Bruckberger
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Weihnachten steht vor der Tür – und ein Text, der mit diesen Worten beginnt, hat eigentlich schon verloren.

Auch „Weihnachten naht mit großen Schritten“ ist ein Auswurf kreativer Einfallslosigkeit. Würde man einen Euro für jede Verwendung einer solchen vorweihnachtlichen Hohlphrase zur Seite legen, ließe sich damit eine ganze Kärntner Bank sanieren. Mit einem weiteren Euro für „leuchtende Kinderaugen“ könnten womöglich sogar die Pensionen gesichert werden, bis besagte Kinder selbst in den Ruhestand treten. Und was das hyperinflationär eingesetzte Adjektiv „besinnlich“ bedeuten soll, müsste man all die hektisch weiter über die Mariahilfer Straße hoppelnden Leute fragen, die einem gerade eben ein solches Fest gewünscht haben.

Auch unter dem Christbaum warten diverse Wörter und Sätze, die man nicht unbedingt hören möchte. „Aha“, zum Beispiel, ist der Gottseibeiuns der Reaktionen beim Geschenkeauspacken. Damit signalisiert der Beschenkte, dass er keine Ahnung hat, was er denn nun mit dem Ding, das er gerade aus dem Geschenkpapier geschält hat, anfangen soll. Oder zumindest, dass es definitiv nicht auf irgendeiner Wunschliste verzeichnet war. Gelegentlich wohnt dem „Aha“ noch der Wunsch inne, dass es sich um eine Finte handeln könnte – und unter fröhlichem Gelächter dann doch noch ein Geschenk, das man wirklich gern hätte, aus einem Versteck geholt wird. Allein, wenn die Post-aha-Stille länger als 30 Sekunden anhält, ist es wohl vorbei. Und der Schenkende kann seinerseits eine Phrase auspacken, um das schönste Fest des Jahres (höhö!) weiter in den Abgrund zu ziehen: „Du freust dich ja gar nicht!“

Ein Klassiker ist übrigens auch das „Eigentlich haben wir ja ausgemacht, dass wir uns heuer nichts schenken“. Was allerdings nur wirklich gut funktioniert, wenn beide sich nicht daran gehalten haben. Wer also jetzt noch den Verdacht hat, dass der Pakt erneut nicht halten wird, sollte sich beeilen. Denn, falls es noch nicht erwähnt wurde: Weihnachten steht vor der Tür.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2014)

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