Lacoste-Unverträglichkeit und ein entlaufener Wirbel

(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Neulich lag ich wieder einmal im Krankenbett und dachte nach – üblicherweise korreliert meine Brillanz mit der Höhe des Fiebers.

Diesmal war das Fieber nicht sehr hoch, entsprechend unergiebig waren meine Überlegungen. Aus einem unerfindlichen Grund kreisten meine Gedanken um einen französischen Textilhersteller, auf dessen Produkten ein kleines, grünes Krokodil prangt – irgendwann fiel mir auf, dass wenn man im Firmennamen einen Buchstaben vertauscht, das Wort Lactose herauskommt.

René Lacoste, der Gründer und Namensgeber des besagten Unternehmens, war in der Zwischenkriegszeit ein gefeierter Tennisspieler mit dem Spitznamen „das Krokodil“ – daher auch das Firmenlogo. Wäre er ein Viehzüchter gewesen, müsste stattdessen eine schwarz-weiß gefleckte Milchkuh die Leiberln zieren. Was sich optisch mindestens genauso gut machen würde, aber vermutlich nicht im Einzelhandel. Übrigens habe ich in meiner Jugendzeit an einer ausgeprägten Lacoste-Unverträglichkeit gelitten. Das Krokodil war mir zu schnöselig, stattdessen trug ich begeistert Produkte eines britischen Konkurrenzunternehmens, dessen Leiberln mit einem Lorbeerkranz verziert waren und das ebenfalls von einem Tennisspieler gegründet wurde. Diese Beschwerden haben sich im Laufe der Jahre glücklicherweise gelegt. Mittlerweile bin ich ein glücklicher Krokodil-Träger und lasse stattdessen den Lorbeerkranz links liegen.

Doch ich schweife ab. Als das Fieber nachgelassen hatte, musste ich umgehend zu einem Rückenmasseur, weil ich im Krankenbett eines Wirbels verlustig geworden bin. Der Mann sieht nicht besonders gut, kann aber mit seinen Fingerspitzen jede Unregelmäßigkeit entdecken und spielt so virtuos auf der Wirbelsäule wie Stevie Wonder auf dem Klavier. Flugs fand er den Übeltäter und brachte ihn zurück an seinen Platz am unteren Rücken. An sich bin ich ja kein Anhänger strikter Benimmregeln, doch bei der Wirbelsäule muss Ordnung sein. Hoffentlich bleibt es nun möglichst lang ordentlich.

E-Mails an: michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2015)

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