Im Schlagerkarussell

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Ich weiß nicht, ob Ihnen das auch schon aufgefallen ist, aber Kinder fühlen sich magisch zu Schlagermusik hingezogen.

Unabhängig von den musikalischen Vorlieben der Eltern und frühkindlicher Prägung kennen Kinder kein Halten mehr, wenn etwa plötzlich Frau Fischer wieder einmal atemlos durch die Nacht hetzt. Diese meine auf rein subjektiven Beobachtungen basierende These wurde jedenfalls im Skiurlaub schwer bestätigt. Ich war zum Beispiel weder in der Schwangerschaft (noch jemals davor) bei der Schlagernacht am Wörthersee persönlich anwesend, noch habe ich den „Musikantenstadl“ vor dem Bildschirm verfolgt, ja, das Kind wurde gar in jungen Jahren mit „Klassik für Babys“-CDs überhäuft (die eine Oma hat da ein gewisses Interesse).

Und trotzdem. Wenn der Liftwart die Schlagerkracher aufgedreht hat, hat das Kind begeistert im Skianzug geschunkelt. Dann war da noch dieser Entertainer, der eines Abends im Hotel aufspielte, mit einem Repertoire von „Hey, hey, Wickie“ (für die Jüngsten) bis „Mrs. Robinson“ (für die älteren Gäste). Am höchsten aber war der Mitsing- und -hüpffaktor der Zwei- bis Zwölfjährigen bei den volkstümlichen Schlagern. In einem früheren, kinderlosen Leben hättest du da vermutlich schnell das Weite gesucht, wenn dein vierjähriges Kind aber mit glühenden Wangen mittanzt, bleibst du. Und erwischst dich dabei, dass du selbst im Takt mitschwingst. Weil: Eingängig sind sie ja, diese Schlager. So eingängig, dass das Kind seither immer wieder das Fliegerlied singt. (Kennen Sie das Fliegerlied? Wenn nein, belassen Sie es dabei. Wenn Sie das jetzt googlen, werden Sie das das ganze Wochenende nicht mehr los.) Ich wage gar nicht abzuschätzen, wie vielen Menschen wir seither in U-Bahn und Bus diesen unauslöschlichen Ohrwurm mitgegeben haben, weil das Kind im breiten Dialekt (den es sonst gar nicht spricht) „. . . und i nimm nimm nimm di bei da Hond, weil i di moooo-hohohog“ geträllert hat. „Heit is so a scheener Tag, schalalalala.“

Ein Aufeinandertreffen zwischen Anton aus Tirol und Kind haben wir uns heuer immerhin erspart. Der nächste Skiurlaub kommt bestimmt.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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