Baden, Baby!

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Das Kind hat ein neues Hobby: ins Hallenbad gehen

Ich schreibe absichtlich nicht „schwimmen“, weil Schwimmen in so einem Erlebnisbad eher an vorletzter Stelle steht. (An letzter steht: aus dem Wasser kommen und eine Pause machen.) Vielmehr geht es darum, zu plantschen, zu rutschen, sich im Wellenbecken treiben zu lassen. Selten hat man das Kind so durchgängig gut gelaunt erlebt, weshalb ich nun Woche für Woche ein für mich großes Opfer bringe und mit ihm das Bad aufsuche.

Der schlimmste Winter meiner Schulzeit war nämlich jener, in dem die Turnstunde ins Hallenbad verlegt wurde. Nach dem Schwimmen raus aus dem Wasser, frieren, abtrocknen, in den grindigen Garderoben umziehen, schwitzen, mit den Socken natürlich gleich in die Lacke steigen, die die tropfenden Haare auf dem Boden verursacht haben. Und dann das Schlimmste: Sich unter diese an der Wand befestigten, viel zu heißen Föhnautomaten stellen. Haube auf. Raus in die Kälte.
So ein Hallenbadbesuch in der kalten Jahreszeit härtet natürlich ab: Nach dem ersten Mal musste ich noch zwei Tage Krankenstand nehmen. Nach dem zweiten Badbesuch konnte ich zwar mit rinnender Nase, aber fieberfrei die ganze Woche durcharbeiten und jetzt, nach Besuch drei, hat sich auch der Husten schon fast wieder gelegt. Und wenn du als Erwachsener nicht nur leicht frierend im flachen Wasser herumstehst und dem Kind beim Rutschen zuschaust, sondern ausnahmsweise auch ein, zwei Längen schwimmen darfst, wirkt so ein Badbesuch auch gegen allerlei Wehwehchen.

Die entspannende Wirkung des Wassers verflüchtigt sich zwar meist schon auf dem Heimweg, wenn du mit schwerer Sporttasche und müdem Kind durch das windige Wien ziehst, aber in der Erinnerung bleiben dem Kind die schönen Momente im Wasser. Und mir das Danach. Abgetrocknet, aber immer noch irgendwie halb nass ins Wintergewand steigen, schwitzen und frieren zugleich, und dann ab unter den heißen Föhn, der immer noch so aussieht wie in den frühen 1990ern.

Noch nie habe ich mich auf die föhnfreie Freibadsaison so sehr gefreut wie heuer.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

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