Was heißt da „Powered by“? Vom Jedleseer Bröckelbarock

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Ein „ehemaliges Herrschaftshaus“ und die Chorherrschaftlichkeit: Nachrichten aus Wien Floridsdorf.

„Powered by Porr“ steht weithin sichtbar auf dem Transparent geschrieben, das an dem Bauzaun festgezurrt ist. Von „Power“ allerdings ist nicht allzu viel zu sehen: Schrift samt Hintergrund erzählen, ausgebleicht, wie sie sind, von der Nichtigkeit alles Irdischen im Angesicht der Sonne, und das Gebäude hinter dem Bauzaun, das hat auch schon buntere, der Baufälligkeit fernere Tage gesehen.

Jedlesee, Lorettoplatz 5. Hier befindet sich Objekt 21.932, „ehemaliges Herrschaftshaus“, ein „eingeschoßiger, ursprünglich symmetrisch angelegter Bau mit Pilaster- und Rahmengliederung, ein seitlich eingemauerter Doppeladler ist mit 1762 bezeichnet“. Sagt das Verzeichnis jener unbeweglichen Denkmale, die sich in Wiens 21. Bezirk finden. Und dass als Zweitname „Klosterneuburger Hof“ eingetragen ist, weist schon auf die Liegenschaftsverantwortlichkeiten hin.

Das Chorherrenstift Klosterneuburg nämlich ist Eigner der 674 Quadratmeter verbauter Fläche samt den 1448 Quadratmetern unverbauter, die geblieben sind, seit man Anfang der 2010er den vormaligen Gartenbereich zur Verbauung freigegeben hat. Dort heben sich mittlerweile mehrere Wohnblöcke Bauklasse II in die Höhe, halbwegs diskret, könnte man sagen, wäre da nicht ihre frisch verputzte Unverfrorenheit, die sich wie zum Hohn dem bröckelnden Barock entgegenstellt.

Herrschaftlich jedenfalls ist an dem „ehemaligen Herrschaftshaus“ heutzutag rein gar nichts mehr, vom letzten Mieter, dem Floridsdorfer Tennisklub, ist über dem Tor nur der fragmentarische Schriftzug „Flo Tennis“ geblieben, und was da ein Stift, das als das reichste unter Österreichs keineswegs durchweg armen Stiften gilt, noch vorhat, liegt selbst nach anderthalben Tagen Auskunftswartezeit in mysteriösem Klosterdunkel. Immerhin: „Bis Ende 2017“ soll eine Renovierung abgeschlossen sein, wird beteuert. Das kann glauben, wer mag. Und wer nicht mag? Der kann am 1. Jänner 2018 an Ort und Jedleseer Stelle sein.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2015)

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