Der Bärlauch wirkt kräftiger als die Muskeln

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THEMENBILD: ´B�RLAUCH´(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Julia Neuhauser muss sich diesmal leider entschuldigen lassen.

Die Regierung hat sie, im Bestreben, mit der größten Steuerreform ever die Leute glücklich und das Land gesund zu machen, krank gemacht. Denn Julia Neuhauser war eine jener Journalistinnen, die vorigen Donnerstagabend mehr als eine Stunde lang in der Kälte vor dem Kanzleramt gewartet haben, ehe drinnen die politische Einigung verkündet wurde.

Mittlerweile ist der Frühling da, aber die arme Kollegin noch immer weg. An das, was für Sport-Club-Mitglieder an solchen Tagen des Nächstliegende ist, kann sie höchstens denken: an frühlingsluftig-lockere Bewegung draußen im Freien. So trete denn ich an zur genüsslichen ersten Mountainbike-Ausfahrt nach einer gefühlt ewigen Pause – und staune, wie schnell und vollständig die zuständigen Muskeln das Training vergessen haben. Auf meiner Hausstrecke über den Parapluiberg in Perchtoldsdorf bin ich schon schneller voran- und vor allem bergangekommen.

Ich denke an „süße, wohlbekannte Düfte“, wie Eduard Mörike sie einst im Frühling ahnungsvoll das Land streifen roch – und merke, kaum dass ich im Wald bin, wie energisch dort der Bärlauch die Lufthoheit erobert hat. Keine Frage, der Wald ist erwacht.

Da habe ich den Blick von der Perchtoldsdorfer Heide hinüber auf den Anninger schon hinter mir, und ich belasse es heute beim Blick. Wenn ich besser in Form bin, fahre ich dort auch noch gern hinauf. Statt also über Gießhübl hinunter nach Weißenbach zu fahren, halte ich weiter Kurs auf Sulz. Im Vorbeifahren sehe ich bei der Schöffel-Hütte, wo die Bergrettung eine Station hat, dass der Schneeberg seinem Namen noch alle Ehre macht.

Nach 37 Kilometern und zweieinhalb Stunden bin ich zurück in Liesing. Warum der Parapluiberg zumindest in der Hälfte aller Quellen, in alten des „k.u.k. militär-geogr. Instituts in Wien“ ebenso wie in neuen, ohne E am Ende des französischen Regenschirms geschrieben wird, weiß ich leider noch immer nicht.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

(C) DiePresse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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