Eisprinzessinnen

(C) Disney
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Vielleicht haben Sie es schon geahnt, aber für mich zählen Mottofeiern zu den schlimmsten Entwicklungen im Partysegment.

Neulich hat es uns ohne Vorwarnung auf eine solche verschlagen, konkret auf einen Eiskönigin-Kindergeburtstag. Falls Sie die Eiskönigin nicht kennen: Das ist ein unglaublich schlau vermarkteter Disneyfilm, in dem es um zwei Schwestern und einen Schneemann geht, der ständig seinen Kopf verliert.

Für die Gäste lagen Krönchen und Zauberstäbe bereit, mehr war gar nicht nötig, weil die Mädchen ohnehin durch die Bank in Rüschenkleidchen aufmarschiert sind, während die Eltern in legeren Jeans-Sneakers-T-Shirt-Kombinationen kamen. Nicht zum ersten Mal fand ich mich in einem Szenario wieder, in dem du als Elternteil underdressed bist, während dein Kind und seine Freundinnen locker die höchsten Dresscode-Auflagen erfüllen.

Interessanterweise macht so eine Kindergeburtstagsfeier, auch wenn es nicht die vom eigenen Kind ist, unendlich müde. Obwohl du nur dasitzt, Kaffee trinkst, zuschaust, wie die Kinder turnen, tanzen, mitsingen (das war der Zeitpunkt, an dem die als Spiderman verkleideten Buben w.o. gaben) und gelegentlich das Kind motivierst (etwa mit dem No-go-Argument: „Wieso spielst du nicht mit? Die anderen spielen auch mit!“): Am Ende schleppst du dich erschöpft nach Hause, während dein Kind überdreht vom vielen Zucker immer noch den Filmsong „Ich lass los, lass jetzt looos“ trällert. (Mit der hochinteressanten Textzeile: „Du darfst nichts fühlen, zeig ihnen nicht dein wahres Ich.“)

Als direkte Konsequenz aus dieser (zugegeben ziemlich lustigen) Feier wünscht sich das Kind auch so eine schicke, mehrstöckige, eisköniginblaue Torte, die ich nie-niemals so hinbekomme. Statt des Playmobil Bauernhofs und der Rollschuhe stehen nun der Eisköniginfilm, die singende Eiskönigin-Barbie, deren Batterien sicher ewig halten, und die dazupassende Bettwäsche auf der Wunschliste. Ein Segen, dass es nicht an das Eisköniginkleid gedacht hat, das wir neulich um schlanke 60 Euro gesehen haben. In diesem Sinn: Frohe Ostern!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

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