Glasbruchstellen

Frau sammelt Altglas
Frau sammelt Altglas(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Wohin mit den leeren Flaschen? Klar doch, in den Altglascontainer.

So macht man das, daheim in Österreich, wo sich das ökologisch Segensreiche mit dem ökonomisch Einträglichen klirrend an den lärmgedämmten Hubbehältern trifft.

Aber hier in Washington ist das nicht ganz so einfach. Das liegt daran, dass man es den Menschen besonders einfach machen will. Die Bequemlichkeit, convenience, ist in den USA Nationaltugend und politischer Auftrag. Darum haben sich die Recyclingfirmen im Laufe der Jahre fast überall entschlossen, es den Bürgern zu erlauben, Glas-, Metall-, Kunststoff- und Papierabfall in eine einzige Tonne zu werfen.

Das fand man patent, denn wer wollte es den Menschen zumuten, die überaus schwierige Auswahl zwischen vier Recycling-Containern treffen zu müssen? Moderne Maschinen pflücken später das Gurkenglas aus den alten Zeitungen, die Thunfischdose aus den Pepsiflaschen.

Dummerweise wendet sich dieser technologistische Zugang gegen die Amerikaner. Das „Wall Street Journal“ berichtet, dass ein Großteil des zermörserten Altglases so stark mit sonstigem Müll verschmutzt ist, dass sich die Wiederverwertung nicht mehr rechnet. Strategic Materials, das größte Recyclingunternehmen der USA, hat früher den Kommunen und Müllsammelfirmen Geld für den Abfall gezahlt; heute hingegen verrechnet man zehn bis 40 Dollar je Tonne Altglas. Vor 20 Jahren war im Altglas zu 98Prozent Glas, heute hingegen sei oft die Hälfte jeder Ladung sonstiger Dreck.

Diese Preise wollen oder können sich viele Städte und Gemeinde nicht leisten, und so weisen sie ihre Bürger an, das Altglas gleich in den Restmüll zu werfen. Doch wieso steckt man die alte Bierflasche, das gläserne Gebinde fürs Spritzwasser in den Müll? Darauf gibt es doch ein Flaschenpfand? Gewiss: in elf von 50 Teilstaaten. Maryland und Virginia zählen nicht dazu, der District of Columbia auch nicht. Wohin also mit den leeren Flaschen? In die Einheitstonne. Auch wenn es möglicherweise nichts bringt.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)

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