Im Fitnesswahn

Trampolin
Trampolin(c) Die Presse
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Lachen Sie jetzt nicht, aber ich habe mir ein Trampolin bestellt. Aus Fitnessgründen. Für drinnen. Ein faltbares noch dazu.

Lachen Sie jetzt nicht, aber ich habe mir ein Trampolin bestellt. Aus Fitnessgründen. Für drinnen. Ein faltbares noch dazu, weil so ein herkömmliches mit einem Durchmesser von einem Meter bekommst du wirklich nirgends unter, da hat das Kind in Sachen Maße und Größeneinschätzung einiges dazugelernt. Ist mit dem Maßband herumgelaufen, hat ausprobiert, ob ein Ein-Meter-Trampolin unter die Couch passt (nein), in seinen Kasten (no way) oder unter sein Bett (ja, aber da stünde es ein bisschen raus). Denn irrtümlicherweise glaubt das Kind, dass das Trampolin dann ihm gehören wird, dabei ist es als Fitnessgerät für die mit Schrecken an die Bikinisaison denkende Mutter gedacht.

Jetzt, da es noch nicht da ist, bin ich voll motiviert, abends beim Fernsehen ein bisschen zu hüpfen und zu walken, Arme hoch und runter und so. Realistischerweise und erfahrungsgemäß wird mit diesem Fitnessgerät (liegt übrigens total im Trend, sogar Heino wirbt in Jogginghose für so ein Riesenteil mit Stange zum Anhalten, aber das kriegen wir nicht mal bei der Haustür rein) das passieren, was auch mit all den Bauchmuskeltrainingsmaschinen, Gymnastikbändern und Minihanteln passiert ist: Sie verstauben irgendwo im Keller, weswegen das in Kürze bei uns eintreffende Trampolin ebendort keinen Unterschlupf findet.

Neben einer konstanten Motivation ist vor allem das mögliche Beobachtetwerden ein Riesenproblem für mich. Ich kann eigentlich nur trainieren, wenn weder Freund noch Kind da sind. Das Kind ist als Fitnesscoach denkbar ungeeignet. Als ich vor einiger Zeit unendlich anstrengende Turnübungen aus einem dieser Frauenmagazine nachgemacht habe, hat es die Bilder der Vorturnerin studiert und mich mit Sprüchen wie „Die Frau kann das besser“ motiviert. (Da war das Kind noch nicht einmal drei und hat das schon erkannt!) Als ich erschöpft nach Übung vier abbrach, hat es launig festgestellt, „dass da aber noch Übungen sind“. Die gut gelaunte Vorturnerin im Heft sehe überdies „nicht so müde aus wie du, Mama. Können wir jetzt endlich ein Eis essen gehen?“ Aber sicher doch.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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