Sweets for my sweet, Seetang for my honey

Fruehstueck Jause fuer Schueler
Fruehstueck Jause fuer Schueler(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Nie wieder in seinem ganzen Leben ist man so hungrig wie in der Schule.

Nie wieder in seinem ganzen Leben ist man so hungrig wie in der Schule. Diese Art von hungrig, die einen glauben macht, sterben zu müssen, wenn man nicht sofort von diesem wahnsinnig guten Jausenbrot abbeißen darf. Das natürlich nicht das eigene ist. Das wurde schon in der Pause zuvor gegen zwei Karotten und ein Schokokeks eingetauscht.

Die Jausenbox ist ein Schatzkästchen, ihr Inhalt wichtiger als das, was Eltern oft für wichtig halten. Er ist die Währung für den Schwarzmarkt in der Pause. Auf dem die Kinder, von denen man meint, sie gut zu kennen, eine erstaunliche Persönlichkeitsveränderung durchmachen.

„Für dein Kind packe ich meinem jetzt immer eine Extraportion Seetang ein“, sagt eine sehr freundliche Mutter unlängst. Seetang? Das Kind, das jedes Maki behutsam auswickelt und alles Algige pikiert am Tellerrand stapelt? Kann nicht sein. Das hat eine ganz spezielle Mischung in seiner Box, oftmals besprochen und für gut befunden. Eine Komposition aus gesund und nahrhaft, aus Rot und Grün und süß und salzig. Die Box kam immer leer zurück. Es wurde sogar um Aufstockung bestimmter Komponenten gebeten. Und dieses Kind lebt in Wirklichkeit vom Seetang seines Freundes? Tauscht dafür seine roten Paprika ein? Und hat seine Lieblingskeks noch nie selbst gegessen?

Nach behutsamer Recherche ist klar: Sie essen alles, aber sicher nichts von dem, was sie selbst mitgebracht haben. Was machen? Alles beibehalten, den Markt keinesfalls aus dem Gleichgewicht bringen. Seetang in der eigenen Box würde niemandem Freude bereiten.

Übrigens haben wir unlängst Erinnerungen an die eigene Matura ausgetauscht. „Du hast zwei ganze Packungen Fredi-Keks gegessen“, sagt die Freundin. „Dafür hätte ich mir einen Arm abgehackt.“ Sie hatte Milchschnitten und Kaffeejoghurt mit. Von dem träume ich heute noch. An unsere Maturabeispiele konnten wir uns nicht mehr so richtig erinnern.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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