Alles öko: Erster Song Contest aus Freilandhaltung!

(C) Freitag
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Die Wiener so ganz im Allgemeinen sind ja nicht gerade für die Leidenschaftlichkeit ihrer Körpersprache bekannt.

Gäb's bloß ein Reden mit Händen und Füßen, fiele hierorts Kommunikation recht einsilbig aus. Kein Zufall, hängt doch allzu beredtem Gestikulieren in unseren Breiten der ungeliebte Geruch des Vulgären an. Allenfalls könnte Wien einen Status als Welthauptstadt des Kopfschüttelns in Anspruch nehmen, was nicht unbedingt für den Bewegungsdrang hiesiger Bürgerhäupter spricht, eher gegen jene, die uns beständig Anlass bieten, die Köpfe hin- und widerzuwenden, schwankend zwischen Indi- und Resignation.

Dieser Tage allerdings ist im Wiener Ranking weit verbreiteter physischer Äußerungen eine andere Regung in die vorderen Ränge vorgestoßen: das Herzklopfen. Vor Song-Contest-Auftritten, nach Song-Contest-Auftritten begegnen wir ihm via TV in Permanenz, jeweils den Contestanten nachgesagt. Und wer es da nicht fühlt, der konnte es zuletzt sogar in der halben Stadt hören: Rund um den Ring wie an anderen eurovisionären Plätzen waren sie zu beobachten, ganze Scharen von Herzklopfern, will sagen Stadtgärtnern, dazu auserkoren, per Hammerschlägen rot-weiß-rote Song-Contest-Herzen im Gras von Parkanlagen und Alleestreifen zu fixieren.

10.000 Herzen sollen es summa summarum sein, und nur die Übellaunigsten werden über den erwartbaren Herz-Abfall oder die 10.000 Löcher klagen, die solcher Schmuck in den stadtgärtnerischen Grasnarben hinterlässt. Sofern da von Gras überhaupt die Rede sein kann. Das große Wettsingen zu Wien ist und bleibt, wie von der Umweltstadträtin versprochen, ein „Green Event“. Was gewiss auch für die 150 halbwegs lebensgroßen Song-Contest-Figuren gilt, die mancherorts aus der Parkbotanik ragen. Aus welchem Metall sie gefertigt wurden, lässt sich zwar selbst nach Wochen einschlägiger Erkundungsbemühungen nicht eruieren; aber es stammt ganz ohne Zweifel aus kontrolliert biologischem Anbau. Oder wenigstens aus Freilandhaltung. Mit Öko-Zertifikat.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)

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