Bauchtascherl statt Handtasche: Werbung fürs Nach-Hause-Laufen

(C) Pichler
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Mit U-Bahn oder Auto bin ich zwar schneller daheim. Künftig werde ich aber dennoch lieber laufen.

Wie sind Sie am Dienstagabend von der Arbeit nach Hause gekommen? Sind Sie bequem in Auto oder U-Bahn eingestiegen, oder haben Sie ordentlich in die Pedale getreten? Ich bin vorgestern das erste Mal nach Hause gelaufen. Kollege T., ein begeisterter Nach-Hause-Läufer, hat nämlich so lange Werbung für diese Art des „Heimtransportes“ gemacht, dass auch ich es ausprobieren musste. Mein Resümee: Sowohl mit der U-Bahn als auch mit dem Auto bin ich (selbst bei Stau) schneller. Begeistert hat es mich dennoch.

Zugegeben, das Nach-Hause-Laufen hat schon seine Tücken. Die Handtasche lässt sich beispielsweise nur schwer mitnehmen. Es heißt, Abstriche machen. Viele zuvor selbst für einen Abend bzw. Morgen unentbehrlich erscheinende Dinge – wie etwa mein Taschenkalender und meine Sonnenbrille – mussten schweren Herzens über Nacht in der Redaktion bleiben. Mitgenommen wurde in meinem hübschen Bauchtascherl (Achtung: Ironie) nur das Notwendigste: der Schlüssel (konkret waren es sogar fünf), das Mobiltelefon (plus das wegen Akkuschwäche fast permanent notwendige Ladegerät) sowie Ausweise, Geld und Bankomatkarten (für mein Geldtascherl ist kein Platz gewesen). Ballast trug ich also nur wenig. Das machte die Strecke aber nicht kürzer. Ich lief von den Pforten der „Presse“ hinunter zum Donaukanal und rauf bis zum Flex. Bis zur Wohnungstür waren es schlussendlich sieben Kilometer. Mehr als ich bei den täglichen U-Bahnfahrten je erahnt hätte. Nach rund 43 Minuten war ich daheim. 20 Minuten später als sonst. Dafür hatte ich die Sorgen des Arbeitsalltags schon vergessen und das Training absolviert. Ein doppelter Gewinn.

Das brachte mich auf die Idee, am nächsten Tag in die Arbeit zu laufen. Auch das klappt, wenn man am Vortag Handtuch, Duschgel und Gewand einpackt. All meiner Begeisterung zum Trotz: Zumindest morgen werde ich wohl wieder bequem in der U-Bahn sitzen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)

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