Stadtplanung am Sand oder: Ja, mach nur einen Masterplan

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Es ist ja nicht so, dass es in Wien keine Stadtplanung gäbe. Im Gegenteil: Pläne gibt es sonder Zahl.

Nur ist, was dann in der Wiener Wirklichkeit ankommt, mitunter so gar nicht mit dem einst Annoncierten zur Deckung zu bringen. Das mag mitunter an der Unverbindlichkeit des Vorgelegten liegen. Ein Hochhauskonzept beispielsweise, das schon in seiner Präambel darauf besteht, nur ja „keine gesetzliche Festlegung“ zu sein, sondern bloß „ein Leitbild und Leitfaden“, das brauchte erst gar nicht geschrieben zu werden. Planerische Vorgaben ohne normative Kraft werden sich auf dem harten Boden der Immobilientatsachen kaum je bewähren. Wo doch schon sehr viel Konkreteres Papier bleibt. Der Masterplan für die Seestadt Aspern etwa wies ursprünglich für die erste Ausbauphase die Errichtung von 1500 Wohneinheiten aus. Doch siehe, auf dem Weg in die gebaute Realität ereignete sich auf derselben Projektfläche eine wunderbare Wohneinheitenvermehrung auf 2800 Stück – gar nicht auszudenken, welche seestädtischen Verdichtungsmirakel fürderhin noch auf uns warten mögen.

Kurz: Planung findet hierorts zwar statt, aber sie findet die Stadt nicht. Jedenfalls nicht so, wie eigentlich gedacht. Man denke nur an den Masterplan für den Donaukanal. Dieser, vom Gemeinderat höchstselbst 2010 abgesegnet, trennt unmissverständlich „Bereiche zur Entwicklung eines ganzjährigen Investorenprojekts“ von Gebieten zur „konsumfreien Erholungsnutzung“. Aber was heißt das schon, steht erst ein praller Geldsack ante portas? So konsumfrei erholungsnützlich kann da die Wiese zwischen Augartenbrücke und Schützenhaus gar nicht sein, dass sie sich nicht doch womöglich in ein „tolles Beach-Club-Restaurant“ für ein paar Hundertschaften verwandeln ließe. Genau das sieht das Projekt Sky & Sand vor. Und dass die vizebürgermeisterliche Stadträtin angeblich bis Ende Juli braucht, um in einer den Planvorgaben nach so eindeutigen Angelegenheit zu entscheiden, sagt alles darüber, was so ein Masterplan hierorts im Fall des Geldfalles wert ist: nicht einmal nichts.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2015)

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