Transdanubien: Was zu Wien gehört – und was halt nicht

(c) Wolfgang Freitag
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Dass den Transdanubiern nicht recht zu trauen ist, das wussten schon die alten Römer.

„Timeo Transdanubianos et dona ferentes“, soll Vergil gedichtet haben, man schrieb das erste vorchristliche Jahrhundert, und dass er später (und diesfalls literaturhistorisch gesichert) auch den Griechen nachsagen ließ, man müsse sie fürchten, selbst wenn sie Geschenke bringen, ändert nichts an der Brisanz seines Satzes für das innerwienerische Miteinander.

Ja, es wird wohl etwas dran sein, dass die Römer ihren Limes an die Donau setzten und sich nur mit einer Handvoll Vorposten darüber hinauswagten. Genauso ist etwas dran, dass sich das nachmalige Wien erst spät, bescheidene 110 Jahre sind seither vergangen, dazu durchzuringen vermochte, den Schritt über die Donau zu wagen: Die Inkorporierung der Großgemeinde Floridsdorf, von Großjedlersdorf bis Aspern reichend, ist bis heute nur von erstaunlich wenigen Cisdanubiern in Wort, Werk und Gehirn vollzogen; dass sich das wunderbare neue Wiener Hochhauskonzept für den Bereich der „Transdanubischen Ausdehnung“ kaum merklich von einem schlichten „Machts, was wollts“ unterscheidet, passt da bestens ins Bild. Schließlich: Es ist eh nur Transdanubien, das gehört gar nicht so richtig zu Wien dazu.

Wer's nicht glaubt, der kann auch den Plan der Citybike-Stationen konsultieren (www.citybikewien.at): Das „Gratis-Stadtrad für Wien“ ist nordöstlich der Donau weder gratis noch sonst irgendwie legal zu haben. Und da die Citybike-Betreiber als maximale Distanz zwischen zwei Citybike-Stationen sich selbst 300 Meter vorgeschrieben haben, scheint der verwegene Schritt über den Strom für alle Zukunft ausgeschlossen: Der nämlich misst, von Ufer zu Ufer, einen guten Kilometer.

Vielleicht ist es ja besser so: Wozu denn Gratisräder ausgerechnet in jenen beiden Bezirken, die über das mit Abstand längste Radwegenetz der Stadt verfügen? Und unter uns: Was fangen die dort drüben schon mit Rädern an?

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2015)

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