Es ist unsere erste Freibadsaison ohne Kinderwagen, und so ganz ohne beladbaren Buggy müssen wir jetzt auf die spartanische Art schwimmen gehen.
Soll heißen: ohne Picknickdecke, ohne Schlauchboot, ohne Blasebalg, ohne Wasserball, ohne Ball, ohne Ersatzhandtuch. Daheim bleiben zudem Schnorchel, Taucherbrille und Flossen, Bücher (für die man mit Kind eh nie Zeit hat) und Brettspiele. Das Kind trägt nun seinen eigenen Rucksack (zumindest bis zur U-Bahn-Station, dann stöhnt es theatralisch, dass es „nicht mehr kann“), in den es alle für so einen Badetag relevanten Dinge gepackt hat: rote Filzsterne (ursprünglich als Christbaumschmuck gedacht), leere Überraschungseier-Hüllen, kleine Legoblumen, die man, einmal auf der Liegewiese ausgestreut, nie wieder findet. Die verschiedenen Sonnencreme-Varianten der diversen Familienmitglieder wurden auf eine gemeinsame zusammengestampft, es gibt kein Reservegewand, kein Sandspielzeug, ja, im Grunde nur Handtücher und Badegewand.
Und Nudelsalat. Auf den hat dann im Bad keiner Lust, weswegen man beim Buffet endet, das in unserem Lieblingsbad ein neues Anstellsystem hat. Jetzt war das alte schon nicht ganz so super, das neue stellt aber gerade nach übermäßiger Sonneneinstrahlung die intellektuelle Leistungsfähigkeit vieler Badegäste auf die Probe. Für Pommes muss man immerhin nicht mehr in der prallen Sonne stehen, dafür muss man sich für einige Speisen nun zunächst einen Bon holen (erstes Mal anstellen), dann mit dem Bon ums Eck zur Ausgabe (zweites Mal anstellen), wo man aber leider keine Getränke bekommt (drittes Mal anstellen). Will man so etwas Exotisches wie Kaffee, reiht man sich noch in eine weitere Schlange ein (viertes Mal ...) und wenn das Kind dann noch draufkommt, dass es gern ein Eis hätte (fünftes Mal ...) bemerkst du, dass du bei der Eiskasse eh auch die Getränke hättest zahlen können, nicht aber das Essen. Mit etwas Glück findet sich viele Minuten später die Familie an einem Tisch wieder, die Pommes kalt, das Cola warm. In diesem Sinn: Schönes Badewochenende! Vergessen Sie den Nudelsalat nicht!
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2015)