Ein Trainingsausflug in die Vergangenheit

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Nach zehn Jahren wagte ich mich wieder auf die Tartanbahn und fand Reste der einstigen Routine.

Ohne Vorwarnung stand ich auf einmal wieder da – im Lauftraining des LAC Amateure Steyr. Dienstags um 17Uhr wird hier seit Ewigkeiten Runde um Runde auf der Tartanbahn gedreht. Die braven Läufer trainieren jede Woche. Ich war vor mehr als einer Dekade das letzte Mal da. „Darf ich bitte mittrainieren?“, fragte ich meinen einstigen Jugendtrainer deshalb etwas kleinlaut. „Das kommt drauf an, was du kannst“, entgegnete der. Ich hatte keine Ahnung, aber eine Vermutung: Meine zehnjährige Trainingsabstinenz dürfte – trotz regelmäßiger Joggingrunden – deutliche Spuren hinterlassen haben.

„Drei, zwei, eins, ab“, tönte es über den Sportplatz: Die Stoppuhr sollte Aufschluss geben. Auf dem Programm standen sechs Mal fünf Minuten schnell mit drei Minuten Pause dazwischen. Die Aufgabe kam mir so wie der Gegenwind auf der Zielgeraden und die Werbebanner entlang der Laufbahn bekannt vor, sie wirkten lediglich etwas farblos. Genauso verblasst erschien mir mein Trainingswissen: Ich wusste weder, wie schnell ich loslaufen sollte noch wie weit ich in fünf Minuten kommen konnte. Vorsichtshalber schloss ich mich dem Ende des Feldes an. Im Laufe des Trainings fand ich dann doch Reste der einstigen Routine. So sehr mir die Ausdauer fehlt, so gut ist mein Gefühl, mir meine Kräfte einzuteilen. Auch die korrekte Lauftechnik („Sieht aus, als hättest du das gelernt“, sagte der Trainer mit einem Augenzwinkern) und die eigenen Motivationstricks habe ich noch nicht ganz vergessen. In den fünf Minuten lief ich jeweils 1000 Meter – zweieinhalb Runden also. In der „Pause“ musste ich zügig zurück zum Start. Dann fiel das nächste Startkommando. Ich steigerte mich beim letzten Lauf auf einen Schnitt von 4:40 Minuten am Kilometer.

Ich war erschöpft, aber zufrieden. Und selbst vom Trainer gab es „großes“ Lob: „Das war ja ganz passabel.“ Ich dürfte am nächsten Dienstag also wieder kommen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2015)

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