Urlaubsrätsel

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Für einige der drängendsten Fragen des Lebens gibt es eine simple Erklärung, die einem nach kurzer Internetrecherche am Bildschirm präsentiert wird.

Für einige der drängendsten Fragen des Lebens gibt es eine simple Erklärung, die einem nach kurzer Internetrecherche am Bildschirm präsentiert wird. Warum sieht man zum Beispiel zwar eine gefühlte Million ausgewachsener Tauben, aber nie einen ihrer jungen Artgenossen? Doktor Google erklärt: Die Babyvögel sind einige Wochen lang nackt und blind, müssen also ständig von den Eltern gewärmt werden. Bei anderen Rätseln hilft hingegen keine Suchmaschine der Welt – etwa: Wie haben sich Dinosaurier fortgepflanzt? Warum müssen Rapper in ihren Liedern mantraartig ihren Namen wiederholen? In beiden Punkten scheint sich die Wissenschaft noch nicht ganz einig zu sein. Und aktuell die wichtigste Frage überhaupt: Warum fiel am Donnerstag in Wien ein Waschbär mit Brustgeschirr aus einem Fenster?

Sie merken an den tiefgründigen Themen, die mich gerade beschäftigen: Es ist Sommer, es ist Urlaubszeit – und die Innenpolitik hält mich nicht gerade mit bahnbrechenden Reformen auf Trab. Wobei ich ohnehin ein besonderes Talent zu haben scheine: Ausgerechnet wenn ich in den Ferien bin, passiert in meinem Zuständigkeitsbereich garantiert etwas Berichtenswertes. Als ich am Titicacasee war, beendete das Heer seinen Golan-Einsatz. Als das Sparpaket präsentiert wurde, weilte ich in Südtirol – und selbst als ich in dieser Woche als Zeitausgleich in der Donau schwimmen war, plante der Verteidigungsminister plötzlich einen umgekehrten Militärputsch.

Als Trost bleibt nur, dass es nicht nur mir so geht: Vom Rücktritt der damaligen Bildungsministerin Claudia Schmied hörte eine Kollegin aus dem Radio, als sie sich am Morgen nach der Nationalratswahl beim Bäcker ihr Frühstück holte. Und wieder eine andere Kollegin aus dem Bildungsressort erfuhr ausgerechnet in ihrer Bildungskarenz aus den Medien, dass ihr Studiengang abgeschafft würde.

Mein Urlaub ist übrigens Ende des Sommers eingeplant. Wundern Sie sich also nicht, wenn in dieser Zeit etwas Außergewöhnliches passiert. Sagen Sie dann nicht, ich hätte Sie nicht vorgewarnt. Das können Sie dann gern nachgoogeln.

E-Mails an : iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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