Halbzeitpause mit Flutlicht

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Ferienhalbzeit also. Als kleine Zwischenbilanz lässt sich sagen, dass man in so einem Sommer, in dem ein Tag mit 32 Grad als ziemlich angenehm durchgeht, eh nur zwei Optionen hat.

Entweder Rollo runter und daheim im Dunkeln den ganzen Tag Playmobil spielen. Oder raus und ins Bad. (Für alles andere ist es schlicht zu heiß). Konkret ins Familienbad, denn wenn du deinem Kind einmal ein solches zeigst, will es nie wieder woanders hin. Im Becken kann es überall stehen, darf spritzen und so laut sein, wie es will. Das Angebot des kleinen Snackstands ist auf jene Waren beschränkt, die aus Kindersicht für einen ausgewogenen Ernährungsplan völlig ausreichen: Eis, Gummizeug, Gummizeug und Eis.

Im Becken ist das Kind ausschließlich mit Taucherbrille anzutreffen, es taucht und taucht und taucht, und als Erwachsener stehst du vorrangig bis zu den Knien im Wasser und schaust, dass dein Kind beim Purzelbaumschlagen seine Beine niemandem ins Gesicht rammt, während dir selbst im Zehn-Sekunden-Takt Kinderfüße in den Rücken treten oder du in die Schusslinie eines Spritzpistolenduells gerätst. Weil Entspannung und Ruhe kannst du mit der Lupe suchen, da im Kinderfreibad.

Außerdem ist das der erste Sommer, in dem das Kind zu abendlichen Freiluftgeschichten mitdarf. Die wahrscheinlich kindertauglichste ist das Popfest auf dem Karlsplatz. Die dortige FM4-Partie ist so entspannt, dass sie sogar lächelt, wenn das Kind in die Konzerte hinein seine Fragen schreit („Ist der Nebel auf der Bühne echt echt?“). Auf dem Spielplatz unweit der Bühne sieht man die Musiker zwar nicht, hört sie aber bestens, sitzt entspannt bei einem Bier, und den Kindern wird nicht fad.

Da hat das Kind also lang aufbleiben dürfen, zur besten Schlafenszeit noch ein Eis abgestaubt und konnte den Spielplatz bei Flutlicht (danke dafür!) erobern. Und was hat ihm an dem abendlichen Ausflug am besten gefallen? „Dass wir“, sagt das Kind, als es endlich ins Bett fällt, „am Abend in der U-Bahn endlich einmal einen Sitzplatz bekommen haben.“

Das nächste Mal fahren wir einfach eine Runde mit der Nacht-U-Bahn.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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