Slow News

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Informationen gibt es heutzutage im Überfluss – woran es mangelt, ist ihre Einordnung ins größere Ganze.

Seit einiger Zeit werde ich im Freundes- und Bekanntenkreis immer öfter zur aktuellen wirtschaftspolitischen Gefechtslage befragt – mal geht es um die Probleme mit Griechenland, mal um die Flüchtlingskrise, dann wieder um das internationale Finanzwesen oder um Konstruktionsfehler an der Großbaustelle EU. Obwohl ich kein Experte bin, sondern nur ein ambitionierter Dilettant, bemühe ich mich stets, alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Was mir gefühlt jedes zweite Mal gelingt.

Informationen gibt es heutzutage im Überfluss – woran es mangelt, ist ihre Einordnung ins größere Ganze. Sogenannte Legacy Media – also die guten alten Printprodukte – wären meiner Ansicht nach der geeignete Ort dafür. Der Eindruck, den ich nach vielen Gesprächen gewonnen habe, ist, dass es angesichts der vielen atemlosen Postings, Tweets und Schlagzeilen, die durch den digitalen Äther flitzen, eine Sehnsucht nach medialer Entschleunigung gibt. Nach jemandem, der mit sonorer Stimme erklärt: „Atmen Sie tief durch. Beruhigen Sie sich. Die Lage ist ernst, aber nicht verzweifelt.

chwarzweißmalerei bringt uns nicht weiter. Der Sachverhalt sieht folgendermaßen aus . . .“ Wir Journalisten müssten uns die von italienischen Feinschmeckern gegründete Organisation Slow Food zum Vorbild nehmen und eine Slow-News-Bewegung ins Leben rufen.

Und zum Abschluss noch einmal Google: Leser Andreas Niedertscheider hat mich freundlicherweise in einem Mail darauf hingewiesen, dass es noch eine Erklärung dafür gibt, warum der Übersetzungsdienst der Suchmaschine Buchstaben konfisziert (ich habe über dieses Phänomen an dieser Stelle am 14. Juli geschrieben). Google hat nämlich vor wenigen Wochen seine Unternehmensstruktur geändert und alle Aktivitäten unter dem Dach einer Holding gebündelt. Wie es der Zufall so will, heißt diese neue Dachgesellschaft Alphabet Inc. – und für dieses braucht man bekanntlich viele Buchstaben. Je länger ich über diese These nachdenke, desto plausibler erscheint sie mir.

E-Mails an: michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2015)

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