Hallenbad im Hochsommer

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Jetzt biegen die Ferien also mit einer weiteren Hitzewelle in die Zielgerade.

So viel gebadet wie in diesem Sommer haben wir lange nicht, so viel gar, dass das Kind jetzt ohne Schwimmhilfe schwimmen kann. Gelungen ist dieser kleine Meilenstein am Neusiedler See, an diesem trüben, riesigen Gewässer, das das Kind beharrlich Neugliedersee nennt und bei dem es fast bis raus zur Bohne (Boje) stehen kann, so lange geht es flach dahin. (Sollte die Zahl der Sportverletzungen in Ostösterreich im Sommer sprunghaft ansteigen, liegt das jedenfalls auch an ausgewachsenen Badegästen, die sich beim Versuch, ein paar reguläre Schwimmbewegungen hinzubekommen, im flachen Neusiedler Wasser die eine oder andere Kniescheibe verletzen.)

Dem Kind gefiel aber ohnehin das Hallenbad im Hotel besser, weswegen wir bei 36 Grad Außentemperatur unter saunaartigen Verhältnissen und bei Thermalwasser-Temperaturen im Inneren badeten. (Der große See war, immerhin, durch die Fenster sichtbar). Und auch wenn das absurd ist, bestätigt es doch die These, wonach man azyklisch unterwegs sein muss, um seine Ruhe zu haben. (Die ältere Dame, die den Indoor-Pool bis zu unserer Ankunft für sich hatte und das Kind beim Frühstück ein klein wenig besorgt gefragt hat, ob „es heute wieder ins Hallenbad“ käme, wird das ähnlich sehen.)

Azyklisch also: Wer im August Eislaufen geht (was in der Stadthalle möglich ist), muss sich die Eisfläche nicht mit Menschenmassen teilen. Oder wer in der Hitze seinen Eisbecher nicht im lauschigen Gastgarten, sondern im Inneren des Lokales einnimmt, weil, sagen wir, das Kind panische Angst vor Wespen hat und deswegen nicht draußen essen mag, hat eine leicht irritierte Kellnerin und ein ganzes Lokal nur für sich. Im Eissalon jedenfalls möchte das fantasiebegabte Kind die Sorte „Brumm brumm“ haben, die es als „so schön gelb, orange und weich“ beschreibt. Ich soll, frage ich, also eine Kugel Brumm brumm bestellen? Das Kind nickt. Gut, sage ich. Als die Kellnerin sich nähert, flüstert mir das Kind aufgeregt zu. „Man kann zu Brumm Brumm auch Vanille sagen. Sag lieber Vanille. Das verstehen die hier besser.“

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

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