Wenn es Nacht wird auf dem Schwarzenbergplatz

Wolfgang Freitag
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Es ist schon was Schönes um die Lichter der Großstadt.

Die allgemeine Elektrifizierung, die im Fin de Siècle die Finsternis aus unseren Städten zu scheuchen begann, sie ließ die öffentliche Beleuchtung in kürzester Zeit zur sentimentschweren Gefühlsmaschine wachsen, das vormals düstere urbane Nachtgefüge wandelte sich zu „Lichtbädern“, ja „Lichtermeeren“ gar, und da war's dann auch nicht mehr weit bis zur fast schon wieder ehrenrührigen Behauptung, Wien werde „schön erst bei Nacht“, wie sie uns ein Robert-Stolz-Lied überliefert.

Ihren wahren Zauber entfalten die Lichter der Großstadt freilich erst, wenn sie leuchten. Das ist weniger selbstverständlich, als man meinen möchte, hat man erst den Wiener Schwarzenbergplatz nach Einbruch der Dunkelheit gesehen. Rund um das Reiterstandbild des Karl Philipp Fürsten zu Schwarzenberg bricht sie nämlich noch so richtig ein, die Dunkelheit, und was die magistratischen Umsetzer von dem neuen Lichtdesign des Spaniers Alfredo Arribas anno 2004 übrig ließen, das hat mittlerweile technische Zerrüttung weiter dezimiert: Von der in den Boden eingefügten „Effektbeleuchtung“ beispielsweise ist nur mehr sporadisch etwas zu sehen, was ihr als einzigen Effekt beschert, keinen mehr zu haben.

Warum das so ist, das hat man „Presse“-Leser S. behördlicherseits folgendermaßen beschieden: Da die „Bodeneinbauleuchten mittlerweile an ihrem Lebensende angelangt sind“, werden „über einen weiteren Betrieb mit den betroffenen Bezirken Gespräche geführt“. Das ist erfreulich, schließlich sind ja auch erst gut zehn Jahre seit der Inbetriebnahme vergangen, und niemand kann verlangen, dass man sich über so unabsehbare Dinge wie die Instandhaltung technischer Einrichtungen sehr viel früher, sagen wir: im Zuge der Planung, die amtlichen Köpfe zerbricht. Immerhin: „Wenn einer Generalsanierung zugestimmt wird, werden alle generalsaniert.“ Und wenn nicht, dann bleibt's halt finster. Wien wird schön erst bei Nacht? Ach was, Hauptsache lustig ist's hier rund um die Uhr.

E-Mails an:wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2015)

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