Sternstunden der Menschheit: Die Muppets

BRITAIN-RETAIL-HAMLEY´S PARADE-OFFBEAT
BRITAIN-RETAIL-HAMLEY´S PARADE-OFFBEAT(c) APA/AFP/LEON NEAL (LEON NEAL)
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Kennen Sie die „Muppet Show“? Offenkundig zählt Jim Hensons irrwitziges Puppentheater schon seit Jahren nicht mehr zum Repertoire des ORF.

Dies belegt das betretene Schweigen bei Tisch, als wir neulich österreichische Freunde zum Abendessen geladen hatten und die Frage in die Runde warfen, welcher von den beiden ätzenden Alten Statler und welcher Waldorf sei (Antwort: Letzterer ist der mit dem Schnurrbart). Unsere Gäste, ziemlich genau ein Jahrzehnt jünger als meine Frau und ich, blickten ratlos in die Runde; von Statler und Waldorf hatten sie noch nie etwas gehört, und somit ist ihnen ein ikonischer Ausdruck für neunmalkluge Lästermäuler, die von den billigen Plätzen aus stets etwas zu kommentieren haben, unbekannt.

Ich finde das sehr bedauerlich, denn was ist das bloß für ein Leben, das man ohne den fröhlichen Schabernack der wilden Puppen rund um Kermit, Miss Piggy, Fozzy Bear, Gonzo und Rowlf bestreiten muss? Doch Hoffnung für die umnachtete Jugend der Welt naht. Der US-Fernsehsender ABC hat die Muppets nämlich nach 17 Jahren wiederbelebt, und das ist, wie ich nach acht bisher gesehenen Folgen behaupten darf, fabelhaft geglückt. Die Serie heißt nun „The Muppets“, nicht mehr „The Muppet Show“, und sie ist im Stil einer „Mockumentary“ gestaltet, also als Parodie einer Dokumentarserie. Kermit ist der sich stets unter der Last seiner Verantwortung windende Manager der Talkshow „Up Late with Miss Piggy“, diese ihr egomanisches Selbst, Fozzy Bear ist ein Dodel wie eh und je, hat aber jetzt eine fesche Freundin (gespielt von der Komikerin Riki Lindhome, die Sie möglicherweise aus der exzellenten Kurzserie „Oates and Garfunkel“ kennen), und der Schmäh ist, wie ehedem, oft nicht ganz jugendfrei.

Mein muppetistischer Höhepunkt allerdings ist jene alte Szene, in der Rudolf Nurejew in der Sauna von Miss Piggy belästigt wird, während sie im Duett den Klassiker „Baby, It's Cold Outside“ singen. Dank YouTube können Sie nicht behaupten, das nicht gesehen zu haben.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2015)

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