Auslauf für den Kater

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THEMENBILD: CHRISTKINDLMARKT AM KARLSPLATZ(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Advent ist für Sportler eine schwierige Zeit: Die Adventmärkte laden zu Punsch und Glühwein und der Arbeitgeber zu einem Gläschen Sekt bei der Betriebsweihnachtsfeier.

Dass der englische Boulevard die Eröffnung einer Hangover-Klinik in Sydney zuletzt mit den Worten „Just in time for Christmas party season“ kommentierte, passt in das vielerorts angeheiterte Vorweihnachtsbild. Die erste australische Ausnüchterungsambulanz verspricht den alkoholgeprüften „Patienten“ eine schnelle Wiederauferstehung. In einer halben Stunde soll der Kater durch Flüssigkeitsinfusionen und Vitamincocktails erfolgreich verscheucht werden. Kostenpunkt: Umgerechnet 90 bis 130 Euro. Ein bizarres (Weihnachts-)Geschäft.

Sollten das letzte Bier bei der Weihnachtsfeier oder der letzte Punsch am Christkindlmarkt ausnahmsweise tatsächlich einmal zu viel gewesen sein, gibt es günstigere Alternativen: So mancher schwört auf Fast Food, andere, darunter übrigens auch Kollegen, versuchen es mit Backerbsen. Ich wiederum empfehle Auslauf für den Kater – also trotz des flauen Magens und brummenden Kopfs langsam, nahezu in Zeitlupe, zu laufen. Das kostet Überwindung. Hilft aber. Doch ist „Laufen nach dem Saufen“ (so uncharmant, aber ehrlich wurde es einst vom Sportkolumnisten des Spiegel Online bezeichnet) nur ein subjektives Heilmittel oder eine objektive Wunderwaffe? Grundsätzlich, erklärt Wissenschaftlerin Barbara Prüller-Strasser von der Med-Uni Innsbruck, tun frische Luft und Bewegung am Tag nach dem Alkoholkonsum gut. Das Laufen regt den Stoffwechsel an und fördert den Abbau von Alkohol. Doch Vorsicht ist geboten. Denn Alkohol entzieht dem Körper Wasser. Wer zu wenig trinkt und zu intensiv trainiert, schadet sich selbst.

Über das nächste Häferl Punsch lohnt es sich jedenfalls noch einmal nachzudenken: Überraschenderweise aber weniger wegen des Alkoholgehalts, sondern mehr ob des vielen Zuckers. Dagegen hilft nämlich auch keine Hangover-Klinik, sondern nur eine halbe Stunde laufen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2015)

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