Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war

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Zu sagen, „Krieg der Sterne“ hätte mich nachhaltig geprägt, wäre eine Untertreibung.

Um etwaige Missverständnisse auszuräumen: Der Titel der heutigen Kolumne stammt nicht von mir, sondern von Yogi Berra, dem im vergangenen September verstorbenen amerikanischen Baseballspieler. Berra war ein wandelnder, wenn auch windschiefer Aphorismus und soll die Zeichner aus den Hanna-Barbera-Studios Ende der 1950er-Jahre zur Schaffung der beliebten Trickfigur Yogi Bär inspiriert haben. Aber das nur am Rande, denn eigentlich geht es mir nicht um den Yogi, sondern um den Jedi: Konkret um die neue Folge der „Krieg der Sterne“-Saga, die ich vor wenigen Tagen in 3-D sehen durfte. Zu sagen, „Krieg der Sterne“ hätte mich nachhaltig geprägt, wäre eine Untertreibung. Ich kann mich noch heute genau an den Nachmittag erinnern, an dem ich im Warschauer Kino Relax den zweiten Teil der Reihe („Das Imperium schlägt zurück“) gesehen habe: Das dramatische Finale (der böse Jedi-Ritter Darth Vader hackt dem Helden Luke Skywalker mit dem Laserschwert die Hand ab) hat mich derart aufgewühlt, dass ich mich beim anschließenden Zahnarztbesuch der nichts ahnenden Frau Doktor vor die Füße übergeben musste – es war übrigens meine letzte Visite bei ihr. Und dabei hatte meine arme Mutter wohl darauf gehofft, dass mich der Kinobesuch ablenken würde.

Aber wie dem auch sei: Diesmal musste ich nach dem Film zum Glück nicht erbrechen. Womöglich auch deshalb nicht, weil ich zu enttäuscht war. Dabei hatte der Regisseur vieles richtig gemacht: Es gab weniger putzige Außerirdische als in den anderen Filmen, dafür wieder mehr Schmutz, Staub, klapprige Raumschiffe und ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus den ersten drei Folgen der Weltraumsaga. Und möglicherweise liegt genau da der Hund begraben, denn die Filmemacher hielten sich derart ehrfürchtig an die Dramaturgie der Klassiker, als ob sie die Heilige Schrift wäre. Diese penible Rekonstruktion mag zwar einige Fans ansprechen, mir kam sie etwas leblos vor. Es könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass ich nicht mehr sieben Jahre alt bin.

E-Mails an: michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2016)

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